Das wichtigste Organ für unseren Stoffwechsel ist die Leber. Leberzellen wandeln die aus dem Darm angelieferten zerkleinerten Nahrungsbestandteile wie Fette, Zucker, Mineralstoffe, Aminosäuren und Vitamine in neue chemische Substanzen, die vom Körper weiterverwertet werden können. Schadstoffe hingegen werden abgebaut – Recycling 2.0 könnte man fast sagen.
Darüber hinaus dient die Leber auch als Speicher: was nicht sofort benötigt wird, packt sie in einen „Vorratsbehälter“ und holt es bei Bedarf wieder hervor. So kann sie beispielsweise Zucker an energiearme Gehirnzellen verteilen oder Vitamine und Mineralstoffe an schwache Immun- oder Herzzellen.
Das Detox-Organ
Die Verdauung ist spannendes Thema. Nahrungsmittel werden über den Mund aufgenommen und müssen „umgelabelt“ werden, damit der Körper sie nicht gleich wieder hinausbefördert (mehr dazu HIER). Die Nahrung bahnt sich dann ihren Weg vom Mund über den Magen in den Darm. Ein sehr wichtiges Verdauungsorgan, was häufig nicht genug Anerkennung bekommt, ist die Leber. Die Leber übernimmt unheimlich wichtige Aufgaben in unserem Körper, weshalb ich diesen Beitrag diesem großartigen Organ widmen möchte.
Wo befindet sich die Leber?
Die Leber (lat. Hepar) ist eigentlich DAS zentrale Stoffwechselorgan und befindet sich, geschützt und etwas versteckt durch die Rippen, im rechten Oberbauch. Da sie mit der Unterfläche des Zwerchfells verwachsen ist und sich das Zwerchfell mit jedem Atemzug nach unten in den Bauchraum bewegt, verschiebt sich die Leber mit jedem Einatmen nach unten.
Vielleicht ist dir aufgefallen, dass der Arzt bei der Untersuchung deines Bauchraums dich bittet einzuatmen und die Luft anzuhalten. Wenn er dann im rechten Oberbauch unter den Rippen drückt, versucht er den Rand der Leber zu ertasten.
Die Leber ist DAS zentrale Stoffwechselorgan – ohne sie könnten wir nicht leben.
Ohne Magen und ohne Dickdarm lässt es sich leben – zwar mit Einschränkungen, aber es ist möglich. Anders sieht es bei der Leber aus. Die Leber erfüllt lebenswichtige Funktionen im Kohlenhydrat-, Eiweiß-, und Fettstoffwechsel. Sie hilft Giftstoffe, Hormone, etc. umzubauen, unschädlich zu machen und auszuscheiden. Sie ist unser wichtigstes Entgiftungsorgan.
Mit ca. 1,5 kg ist sie nicht nur die größte Drüse, sondern auch unser größtes inneres Organ. Sie ist DAS zentrale Stoffwechselorgan.
Das Steh-auf-Männchen unter den Organen
Da wir ohne Leber nicht leben können, hat die Natur ihr eine Sonderstellung gegeben: sie hat eine enorme Regenerationsfähigkeit. Ist ein Teil der Leber beschädigt, so kann sie sich erholen – vorausgesetzt der „Störenfried“ wie z.B. Alkohol oder Medikamente wird entfernt und der angerichtete Schaden ist noch nicht zu groß. Das ist auch der Grund weshalb man einen Teil seiner Leber tatsächlich spenden kann – das geht mit keinem anderen Organ.
Welche Aufgaben hat die Leber?
Die Leber hat viel zu tun und arbeitet rund um die Uhr. Pausen kennt sie nicht – das würde den Tod für uns bedeuten.

Sie ist zuständig für die Entgiftung
Die Leber filtert und entgiftet das Blut. Sämtliche Abfallstoffe, die über das Verdauungssystem oder über die Haut ins Blut gelangen werden von ihr verarbeitet, umgebaut und unschädlich gemacht. Schädliche Stoffe wie zum Beispiel Alkohol, Medikamente etc. landen zuerst bei ihr und es ist ihre Aufgabe sich darum zu kümmern. Ja, liebe Frauen, auch die Pille ist ein Medikament und muss von der Leber abgebaut werden. Das sollte nicht unterschätzt werden.
Ebenso kümmert sie sich um schädliche Stoffe, die bei Stoffwechselprozessen entstehen. So fällt zum Beispiel Ammoniak tagtäglich beim Abbau von Eiweißen an, welches möglichst schnell unschädlich gemacht werden muss. Auch schädliche Abbaustoffe, die von unseren Darmbakterien herrühren, muss die Leber bewältigen.
Des Weiteren hat die Leber auch eine wichtige Metabolisierungsfunktion, welche die Arzneimitteltherapie sich zur Hilfe nimmt. Es gibt einige Medikamente, die zunächst unwirksam sind und erst durch den Umbau in der Leber wirksam werden.
Sie ist Speicherort
Die Leber speichert Substanzen, die nicht sofort benötigt werden und hat ihre Helfer, die ständig das Blut kontrollieren. Sinkt die Konzentration eines wichtigen Stoffes im Blut, kann die Leber es aus ihrer Reserve ans Blut abgeben und somit wieder „auffüllen“.
So nimmt die Leber beispielsweise einen Großteil des Zuckers aus dem Blut auf und speichert ihn in Form von Glykogen. In „Notzeiten“, wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist, kann die Leber das Glykogen wieder in Zucker umwandeln und ans Blut abgeben. Über das Blut werden dann beispielsweise energiearme Gehirnzellen oder Muskelzellen wieder „aufgetankt“. Somit ist die Leber maßgeblich an der Blutzuckerregulation beteiligt.
Gleiches gilt aber auch beispielsweise für Mineralstoffe (z.B. Eisen) und Vitamine (z.B. Vitamin A, D und B12). Auch diese werden gespeichert und bei Bedarf wieder „hervor geholt“.
Sie ist „Konstruktionsbüro“
Die Leber ist außerdem eine kleine Fabrik: aus verschiedenen Einzelbaustoffen kann sie wichtige Substanzen für den Körper herstellen. Einzelbaustoffe aus der Nahrung dienen als Grundlage und daraus „bastelt“ sie sich etwas Eigenes.
Das passiert tagtäglich bei den Eiweißen (Proteinen) – mehr dazu HIER und HIER. Aber auch körpereigenes Cholesterin wird so hergestellt, welches ein Grundbaustein vieler Hormone ist.
Weiterhin produziert dieses wichtige Organ ca. 95 % unserer Plasmaproteine. Plasmaproteine, auch als „Bluteiweiße“ bekannt, sind beispielsweise wichtig für die Flüssigkeitsverteilung im Körper, dienen als Transport-Eiweiße, sind Abwehrstoffe (Immunglobuline) oder spielen eine Rolle bei Entzündungen.
Sie produziert Gallensäuren
Ohne Cholesterin gäbe es auch keine Gallensäuren. In diesem Fall kann die Leber als Drüse betrachtet werden, denn sie produziert die Gallensäuren, welche in der Gallenblase zwischengelagert und bei Bedarf (z.B. bei der Fettverdauung) in den Dünndarm abgegeben werden. Mit Hilfe anderer Verdauungsenzyme werden große Fettzellen in mini kleine heruntergebrochen, damit diese anschließend in das Lymphsystem abgegeben werden können.
Auch die Leber hat ihre Grenzen…
Die Leber übernimmt viele wichtige Aufgaben im Körper – ich denke das ist jetzt klar geworden. Aber auch sie hat nur begrenzte Kapazitäten, weshalb es unheimlich wichtig ist, dass alle Teammitglieder gut mitarbeiten.
Ein durchlässiger oder kranker Darm (z.B. beim Leaky-Gut-Syndrom) macht der Leber das Leben nur noch schwerer. Lässt die Darmwand zu viele Schadstoffe oder Stoffe hindurch, die noch nicht vollständig verdaut sind, treten diese ins Blut über und landen bei der Leber. Dann muss sie sich darum kümmern. Die Liste ihrer zu erledigenden Aufgaben wird immer länger und irgendwann kommt auch dieses leistungsstarke Organ an seine Grenzen. Da ist es nicht verwunderlich, dass über kurz oder lang etwas leidet – meistens merkt man das am ehesten an der Verdauung, die nicht mehr ganz rund läuft.
Ohne die unermüdliche Arbeit der Leber kann der Stoffwechsel nicht rund laufen, unsere Hormone sind durcheinander, unser Blut wird nicht gereinigt und wir fühlen uns schlapp und kraftlos.
Wie kann ich meine Leber unterstützen?
Du kennst sicherlich den Ausdruck: „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“. Das kommt nicht von ungefähr. Wenn es unserer Leber nicht gut geht oder sie nicht ganz im Gleichgewicht ist, so fühlen wir oft Wut. Die Leber besitzt keine Nervenbahnen und kann sich somit auch nicht mit einem Schmerz melden, wenn mit ihr etwas nicht stimmt. Sie wird also im Stillen vor sich hin leiden und ihre Probleme über andere Beschwerden/Symptome äußern.
Nachfolgend sind ein paar Tipps, wie man seine Leber bei den vielfältigen und wichtigen Aufgaben vorbeugend unterstützen kann.
Bitterstoffe unterstützen die Leber.
Schon der Geschmacksreiz regt die Verdauungssäfte an, löst gestocktes auf, regeneriert die Darmschleimhaut, heilt Entzündungen und stärkt das Immunsystem. Hinzu kommt noch, dass sie die Herz-Tätigkeit und den Schlaf fördern.
- Wähle entzündungshemmende Nahrungsmittel mit vielen Ballaststoffen, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen – darunter fallen hauptsächlich Gemüse und Obst (mehr dazu HIER).
- Bitterstoffe sind beispielsweise in Artischocken, Chicorée (=Bleichzichorie), Endiviensalat, Löwenzahn, Radicchio, Rucula Grapefruit, Mariendistel und ähnliches.
- Kreuzblütler sind ebensfalls unheimlich wohltuend für das komplette Verdauungssystem aus vielen Gründen (Senfölglykoside, Ballaststoffe, Antioxidatien, etc.). Dazu gehören sämtliche Kohlsorten wie Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, etc.
- Gewürze wie Ingwer, Chili, Kurkuma, Koriander, Zimt und vieles mehr kurbeln den Stoffwechsel an und unterstützen die Leber.
Lasse leberbelastende Stoffe weg.
Dass Alkohol die Leber schädigt, ist sicherlich allgemein bekannt. Daher sollte der Alkoholgenuss sehr eingeschränkt sein. Auch das angeblich so gesunde Glas Wein am Abend ist und bleibt Alkohol. Entscheide selbst, ob es dir gut tut oder ob es vielleicht nur zu einer Gewohnheit geworden ist, die man eventuell durch ein anderes leckeres Getränk ersetzen könnte.
Zu viel raffinierter Zucker aus industriell hergestellten Nahrungsmitteln, weißen Mehlen, Süßgetränken und ähnlichem ist weder für die Leber noch für den Rest des Körpers gut. Die nicht-alkoholische Fettleber ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die Gesundheit. Das tückische ist, dass auch schlanke oder leicht übergewichtige Menschen eine Fettleber haben können ohne es zu wissen.
Daher versuche so oft wie möglich „ganze“ und vollwertige Lebensmittel zu essen.
- Verwende frische Kräuter wie Petersilie, Koriander, Thymian, Rosmarin, etc.
- Fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut und Kimchi sind toll für deine Darmbakterien. Je besser dein Gleichgewicht im Darm ist, desto besser kann dieser der Leber Arbeit abnehmen.
- Obwohl man es vielleicht nicht vermuten würde, aber die Avocado hat sich in Tierversuchen als unglaublich wohltuend für die Leber erwiesen1;2.
- Bei nicht-alkoholischer Fettleber haben sich der Verzehr von Nüssen, fetten Fischen und Kaffee als besonders vorteilhaft erwiesen1;2. Wie so häufig sind noch weitere Studien nötig, aber es ist ein Anfang.
- Entlasten kann man die Leber auch, indem Hülsenfrüchte und (Pseudo-) Getreide vor dem Kochen eingeweicht oder gekeimt werden – Stichwort: antinutritive Stoffe.
Bewegung und frische Luft tut gut
Neben der Ernährung sollte auch Bewegung nicht vergessen werden. Bewegung, besonders an frischer Luft, ist unheimlich wichtig für uns. So kommt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und folglich auch unser Stoffwechsel. Gleichzeitig tanken wir frische, unverbrauchte Luft, Sonnenenergie und Kraft für die Aufgaben, die uns noch bevorstehen.
Fazit
Die Leber ist ein sehr leistungsstarkes und mächtiges Organ. Ich finde es unheimlich spannend was die Natur da produziert hat. Ohne Leber könnten wir nicht leben, daher ist es ungemein wichtig, dass wir lieb zu ihr sind.
Bitteres löst zunächst Abwehr aus – das gilt für den Gaumen genauso wie fürs menschliche Gemüt. Daher werden sie leider aus vielen Nahrungsmitteln herausgezüchtet.
Im Magen-Darm-Trakt wirken sie jedoch tonisierend. Die Darmperistaltik wird lebhafter, Magen, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Darm vermehren ihre Verdauungssäfte und so kann die Nahrung, besser und schneller verdaut werden.
Deshalb ist die beste Vorbeugung so viele Bitterstoffe wie möglich in seine Nahrung einfließen zu lassen.
Zähle keine Kalorien, sondern Bitterstoffe!:)
Quellen
1Kawagishi, H., Fukumoto, Y., Hatakeyama, M., He, P., Arimoto, H., Matsuzawa, T., … & Sugiyama, K. (2001). Liver injury suppressing compounds from avocado (Persea americana). Journal of agricultural and food chemistry, 49(5), 2215-2221.
2Mahmoed, M. Y., & Rezq, A. A. (2013). Hepatoprotective effect of avocado fruits against carbon tetrachloride-induced liver damage in male rats. World Appl Sci J, 21, 1445-1452.
3Gupta, V., Mah, X. J., Garcia, M. C., Antonypillai, C., & van der Poorten, D. (2015). Oily fish, coffee and walnuts: Dietary treatment for nonalcoholic fatty liver disease. World Journal of Gastroenterology: WJG, 21(37), 10621.