Rote Bete spaltet die Gemüter – manche lieben sie in jeglicher Form, manche können sie gar nicht leiden. Dabei ist sie ein vielseitig einsetzbares Gemüse, welches sich beispielsweise wunderbar mit Schokolade ergänzt. Nicht nur geschmacklich, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht sind diese beiden Nahrungsmittel ein absolutes Dream-Team.
Als eines der wohl am meisten unterschätzen Gemüse ist Rote Bete reich an Folsäure, kräftigt Bindegewebe, Haut, Gefäßwände und Knochen – und kann unseren Körper von Metallen entgiften. Eine absolute Powerknolle!
Die Pflanze
Rote Bete (Beta vulgaris), auch bekannt als Rote Rübe, zählt botanisch zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Wer hätte gedacht, dass Quinoa und Rote Bete verwandt sind?! Auch die Futter- und Zuckerrübe, sowie Spinat und Mangold gehören zur selben Familie.
Bevor die Frage aufkommt: nein, Rote Bete ist nicht mit der Mairübe oder Kohlrübe verwandt – diese gehören zu den Kohlgewächsen.
Erst nach jahrhundertelanger Züchtung gelang es aus der dünnen Wurzel dieser Pflanze eine dicke Knolle wachsen zu lassen – vorher wurden hauptsächlich die Blätter verwendet und ähnlich wie Mangold zubereitet und verzehrt. Diese Knolle gibt es nicht nur in rot/violett, sondern auch in gelb und weiß.
Kurzer Überblick über die Eigenschaften der Powerknolle
Der Roten Bete werden viele positive Wirkungen zugesprochen – sie wird schon seit Jahrhunderten als Heilmittel eingesetzt. Hier sind nur ein paar ihrer bedeutenden Eigenschaften genannt:
- Sie fördert die Blutbildung und ist ein probates Mittel bei Eisenmangel.
- Sie schützt vor Zellschäden.
- Mit ihren vielen Antioxidantien wehrt sie freie Radikale ab und wirkt entzündungshemmend.
- Auch die vielen sekundären Pflanzenstoffe wirken entzündungshemmend und antioxidativ (z.B. Carotine).
- Ihre Nährstoffkombination wirkt sich positiv auf Haare, Haut und Nägel aus und kann Hautunreinheiten abmildern, sowie Pickeln vorbeugen.
- An Vitaminen findet man in der Knolle unter anderem die Vitamine A (bzw. Provitamin A/ ß-Carotin), B und C.
- An Mineralstoffen sind neben Eisen insbesondere Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor und Natrium zu nennen.
- Zuletzt machen auch noch das enthaltene Betain und Nitrat die Rote Bete zu einer richtig gesunden Power-Rübe.1
Die Heilwirkung der Roten Bete war schon lange vor Christus bekannt. Sie wurde gegen Hautentzündungen, Infektionskrankheiten und zur Behandlung von Blutkrankheiten verordnet.
Rote Bete gegen Krebs?
Manchmal ist auch zu lesen, dass Rote Bete gegen Krebs helfen soll. Ob dies wissenschaftlich nachweisbar ist, wird noch untersucht – bisher ist die Schulmedizin nicht davon überzeugt.
Was man denke ich aber ganz klar sagen kann: Rote Bete hat viele tolle Inhaltsstoffe und kann den Körper mit vielen wichtigen Nährstoffen versorgen. Mit dem Verzehr unterstützt man einen geschwächten Körper und ein geschwächtes Immunsystem. Allerdings schadet jede einseitige Ernährung eher als dass sie hilft, daher muss man nicht literweise Rote Bete Saft trinken.
Nicht in der Menge, sondern in der Zusammenwirkung verschiedener natürlicher Stoffe liegt die Kraft! Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist daher viel hilfreicher.
Rote Bete als ganzes Gemüse verzehren – nicht in Pillen- oder Kapselform
Während früher Gemüse, Kräuter, Gewürze und ähnliches aufgrund ihrer Wirkung als Ganzes empfohlen wurde, werden diese heute gerne in ihre „Einzelteile“ zerlegt (Vitamine, Kohlenhydrate, Proteine, Mineralstoffe, etc.) und danach beurteilt, welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Gerne werden auch einzelne Inhaltsstoffe isoliert und in hoher Form konzentriert als Kapsel gegeben.
Wie die einzelnen Stoffe im Nahrungsmittel zusammen agieren, wird allerdings leider selten untersucht und daher oft vernachlässigt. Ich bin davon überzeugt, dass genau dieses Zusammenspiel und die ausgewogene Kombination verschiedener Inhaltsstoffe das Geheimnis der Nahrungsmittel aus der Natur sind. Das ist es, was Gemüse und Obst die Kraft gibt uns zu heilen bzw. gesund zu halten. Deshalb kann ich immer nur empfehlen: lass‘ die Pillen und Kapseln weg und greife zu (lebendigem & natürlichem) Obst und Gemüse.
Nur wer krank ist oder einen nachgewiesenen Mangel eines bestimmten Nährstoffes hat, für den können die künstlichen oder konzentrierten Nährstoffe eventuell hilfreich sein – besprich dies jedoch bitte mit deinem Arzt. Mehr zu dem Thema Superfood vs. Multivitamintabletten HIER.
Folsäure in Rote Bete
Rote Bete ist reich an Folsäure, was nicht nur in der Schwangerschaft wichtig ist. Folsäure wird zur Gruppe der B-Vitamine gezählt und ist bei der Zellteilung und beim (Gewebe-) Wachstum unheimlich wichtig. Das Vitamin ist unter anderem am Bau der roten Blutkörperchen beteiligt, welche Sauerstoff in der Lunge binden und zu allen Zellen im Körper transportieren. Folsäure trägt dazu bei, dass Rote Bete die Zellatmung im Körper und im Gehirn verbessern und somit verjüngend wirken kann.
Was ist Betain und wie wirkt es?
Rote Bete ist außerdem reich an Betain, einem sekundären Pflanzenstoff, der die Funktion der Leberzellen stimuliert, die Gallenblase kräftigt und dabei hilft, die Gallengänge gesund und frei zu halten.
Dies wiederum hilft der Verdauung und unterstützt den Körper dabei Stoffwechselendprodukte und Toxine vollständig und zügig auszuscheiden.2
Außerdem besitzt Betain die Fähigkeit den Homocysteinspiegel zu senken und schützt somit vor Herz– und Gefäßkrankheiten. Homocystein entsteht natürlicherweise während des Proteinstoffwechsels (Eiweißstoffwechsel). Für den Organismus ist es toxisch, weshalb es normalerweise schnellstens weiterverarbeitet wird. Jeder gesunde Mensch hat eine geringe Menge an Homocystein im Blutplasma. Bei Mangel an den Vitaminen B12, B6 und Folsäure kann die Homocystein-Konzentration jedoch steigen, was zu Gefäßschäden und damit zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann.2
Rote Bete unterstützt die Darmperistaltik, hilft beim Abnehmen und der Entgiftung
Aufgrund ihres hohen Ballaststoffgehaltes regt Rote Bete die Darmperistaltik (Darmbewegungen) an und schützt vor Verstopfungen und ihren Folgen (z.B. Divertikulitis, Hämorriden und ähnliches). Weiterhin bewirkt ihr hoher Ballaststoffgehalt eine längere Sättigung, was wiederum beim Abnehmen sehr hilfreich ist.
Rote Bete bindet Schwermetalle
Rote Bete bindet Schwermetalle (wie Blei, Kadmium, Quecksilber) und hilft somit sowohl bei der Ausleitung als auch bei der Entgiftung allgemein. 10 Sie regt Leber und Galle an (Stichwort Betain), weshalb Rote Bete gerne in sogenannten „Detox-Getränken“ oder „Detox-Diäten“ eingesetzt wird. Wer gerne etwas über Leberreinigung erfahren möchte, wird in diesem Artikel fündig.
Rote Bete steigert Leistungsfähigkeit bzw. Ausdauer bei Sportlern
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Nitrate im Rote Bete Saft den Blutdruck auf natürliche Weise senken, die Blutgefäße erweitern sowie die Durchblutung fördern. Somit benötigt das Herz während des Trainings weniger Sauerstoff. Alle diese Eigenschaften erhöhen bei sportlicher Aktivität merklich die Leistungsfähigkeit.3;4;5
Ist das Nitrat schädlich?
Nitrat ist ein pflanzeneigener Nährstoff und hilft diesen beim Wachstum. Lange Zeit galt Nitrat als gefährlich für den Menschen, aber die Studienlage heute ist da noch etwas undurchschaubar. Scheinbar gibt es, wie so häufig in der Natur, sowohl positive als auch negative Effekte. Aber man weiß noch nicht unter welchen Umständen und welche Mengen dies jeweils bewirken.7
An sich ist dieser Stoff nicht schädlich, allerdings kann Nitrat im Körper durch Bakterien im Mund und Darm in giftiges Nitrit und in Nitrosamine umgewandelt werden. Durch unsachgemäße Lagerung oder Transport kann auch bereits im Gemüse eine Umwandlung des Nitrats erfolgen.6
Wie wirken Nitrit bzw. Nitrosamine?
Nitrosamine erwiesen sich in Tierversuchen als krebserzeugend, aber ob dies auch bei Menschen der Fall ist, ist noch nicht geklärt. Auch ist nicht geklärt wie hoch der Verzehr von nitrathaltigen Lebensmitteln sein muss, damit es überhaupt erst zur Bildung der krebsverdächtigen Nitrosamine kommt.7
Nitrit wiederum stört den Sauerstofftransport roter Blutkörperchen, was zu einem Sauerstoffmangel in Geweben führen kann. Dies ist jedoch hauptsächlich für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten gefährlich, deren Darmflora noch nicht richtig ausgebildet ist. Dort kann es zu einer sogenannten Methämoglobinämie („Blausucht“, eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff) führen.7
Nitrat hat nicht nur negative Eigenschaften
Nitrat hat durchaus positive Eigenschaften. So zeigten Studien, dass Rote Bete bzw. das enthaltene Nitrat vom Körper in Stickstoffmonoxid (NO) umgewandelt werden kann. Dies hat eine gefäßerweiternde und somit blutdrucksenkende Wirkung, was besonders Menschen mit Herzproblemen zu Gute kommt.6;8
Generell überwiegen die Vorteile einer gemüsereichen Ernährung die Risiken durch die Aufnahme von Nitrat beziehungsweise Nitrit. Nur bei Säuglingen muss man vorsichtig sein (siehe nächsten Absatz) – hier muss besonders das Trinkwasser als eventuelle Nitratquelle in Betracht gezogen werden.
Muss man auf nitrathaltige Lebensmittel verzichten?
Wie so häufig gilt: die Dosis macht das Gift.
Für Nitrat in Gemüse, sowie in Beikost für Säuglinge und Kleinkinder gibt es EU-weite Höchstwerte. Auch für Trinkwasser gibt es einen gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert.
Wie viel Nitrat sich im Gemüse anreichert ist je nach Gemüsesorte unterschiedlich und auch von den Anbaubedingungen, insbesondere der Bodenqualität, abhängig. Gemüse aus Gewächshäusern und Folienkulturen haben aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung höhere Nitratgehalte als Feldgemüse. Weiterhin kann falsche Lagerung zu einem erhöhten Nitrat- bzw. Nitritwert führen.7
Säuglinge und Kleinkinder sollten nicht zu viel Nitrat zu sich nehmen
Daher muss ein gesunder erwachsender Mensch NICHT auf nitrathaltige Lebensmittel verzichten. Lediglich bei Kleinkindern und Säuglingen sollte ein Auge darauf geworfen werden. Wie hoch der Nitratgehalt des Trinkwassers in deiner Region bzw. wie hoch der Gehalt des Wassers aus deinem Wasserhahn ist, kannst du untersuchen lassen.9
Bio-Produkte haben allgemein einen niedrigeren Nitratgehalt
Bio-Produkte werden nicht mit nitrathaltigem Stickstoffdünger behandelt, weshalb diese einen niedrigeren Nitratgehalt haben. Wer sich unsicher ist, sollte besser Spinat, Salat, Rucola, Rote Bete, etc. in Bio-Qualität kaufen.
Welche Gemüse man am besten in Bio-Qualität kauft, erfährst du in diesem Artikel über die sogenannten „Dirty Dozen“.
Rote Bete und Oxalsäure
Rote Bete gehört zu den oxalsäurehaltigen Gemüsesorten, welche die Bildung von Nierensteinen begünstigen können. Dies hängt sowohl von der Form des Oxalats und der individuellen Konstitution des Menschen, als auch von der Zusammensetzung des verzehrten Lebensmittels ab.
Wer weiß, dass er zu Nierensteinen neigt oder aufgrund einer Erkrankung/Störung im Stoffwechsel mehr Oxalsäure resorbiert (aufnimmt) als andere Menschen, sollte Rote Bete nicht täglich essen und wenn, dann lieber zur Bio-Variante greifen.9
Wie kann Rote Bete verwendet werden?
Rote Bete ist ein ideales Wintergemüse. Sie liefert eine Menge wertvoller Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Folsäure, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. Ihr Geschmack wird teilweise als erdig beschrieben, wobei das je nach Sorte, Anbaugebiet und Erntezeitpunkt variiert. Manche sagen sie schmecke angenehm süßlich, was häufig auch eine Frage der Zubereitung ist.
Als Ofengemüse, in Suppen, in Salaten (roh oder gekocht), als Saft (Smoothies, etc.) oder auch in Süßspeisen lässt sie sich wunderbar verwenden. Nicht nur die Knolle schmeckt, sondern auch die jungen Blätter können ähnlich wie Mangold zubereitet werden.
Ein ganz besonders leckeres Rezept zu einem relativ gesunden Schokokuchen mit Roter Bete findest du hier:
Schokoküchlein mit Rote Bete
Fazit
Rote Bete ist eine absolute Powerknolle! Die Inhaltsstoffe überzeugen, wobei man sich beim Nitratgehalt noch uneinig ist. Meine Empfehlung wäre: greife zur Bio-Qualität. In einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung sollte der Nitratgehalt für einen gesunden Menschen kein Problem sein (außer bei Säuglingen und Kleinkindern).
Die gesundheitlichen Aspekte der Roten Bete überwiegen – weshalb man keine „Angst“ vor dem Verzehr haben muss, sich aber bewusst sein sollte, dass in der heutigen Zeit das Trink- und Leitungswasser ebenfalls Nitrat enthalten. Auch wer weiß, dass er auf Oxalsäure empfindlich reagiert, sollte Rote Bete nicht täglich auf dem Teller haben.
Nicht jeder mag den Geschmack von Rote Bete, aber vielleicht probierst du mal meinen Schokokuchen mit Roter Bete – ich versichere dir, dass man sie nicht herausschmeckt. Er ist einfach nur lecker und im Gegensatz zu anderen Schokokuchen keine (leere) Kalorienbombe!
Quellen
1US Deparment of agriculture
2Craig, S. A. (2004). Betaine in human nutrition. The American journal of clinical nutrition, 80(3), 539-549.
3Domínguez, R., Cuenca, E., Maté-Muñoz, J. L., García-Fernández, P., Serra-Paya, N., Estevan, M. C. L., … & Garnacho-Castaño, M. V. (2017). Effects of beetroot juice supplementation on cardiorespiratory endurance in athletes. A systematic review. Nutrients, 9(1), 43.
4Eggebeen, J., Kim-Shapiro, D. B., Haykowsky, M., Morgan, T. M., Basu, S., Brubaker, P., … & Kitzman, D. W. (2016). One week of daily dosing with beetroot juice improves submaximal endurance and blood pressure in older patients with heart failure and preserved ejection fraction. JACC: Heart Failure, 4(6), 428-437.
5Murphy, M., Eliot, K., Heuertz, R. M., & Weiss, E. (2012). Whole beetroot consumption acutely improves running performance. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 112(4), 548-552.
6Katan, M. B. (2009). Nitrate in foods: harmful or healthy?.
7FAQ des BfR vom 11. Juni 2013, Fragen und Antworten zu Nitrat und Nitrit in Lebensmitteln
8Siervo, M., Lara, J., Ogbonmwan, I., & Mathers, J. C. (2013). Inorganic nitrate and beetroot juice supplementation reduces blood pressure in adults: a systematic review and meta-analysis. The Journal of nutrition, 143(6), 818-826.
9Babarykin, D., Smirnova, G., Pundinsh, I., Vasiljeva, S., Krumina, G., & Agejchenko, V. (2019). Red Beet (Beta vulgaris) Impact on Human Health. Journal of Biosciences and Medicines, 7(3), 61-79.
10Ahmed, J. K., Salih, H. A., & Hadi, A. G. (2013). Anthocyanins in red beet juice act as scavengers for heavy metals ions such as lead and cadmium. International journal of science and technology, 2(3), 269-274.
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