Der Bio-Sektor boomt. Sogar die Discounter bieten inzwischen einige Nahrungsmittel in Bio-Qualität an.
Aber: ist Bio wirklich besser? Warum sollte man mehr bezahlen für einen Apfel, der sich äußerlich nicht von einem herkömmlichen unterscheidet?
Ob man Nahrungsmittel in Bio-Qualität kaufen sollte oder nicht, ist schon lange ein Streitthema. Beide Seiten haben ihre Argumente – ich denke das muss jeder für sich entscheiden. Allerdings gibt es ein paar Lebensmittel, bei denen man – wenn möglich – auf Bio-Qualität zurückgreifen sollte. Welche das sind, erfährst du heute.
Bio oder nicht-Bio?
Diese Diskussion wird schon lange geführt und manchmal wirkt sie wie ein kleiner Glaubenskrieg.
Ein beliebtes Argument bei Bio-Kritikern: Gemüse und Obst in Bioqualität hat nicht mehr Vitamine und Nährstoffe als konventionelle Produkte und ist deswegen auch nicht gesünder. Auf das Argument, in Bio-Lebensmittel seien weniger Pestizidrückstände zu finden1;2, erwidern Bio-Kritiker, dass die Pestizidbelastungen bei konventionellem Obst den gesetzlichen Vorgaben entsprächen.
- Schauen wir doch mal beim ersten Argument etwas genauer hin: Bio-Gemüse und -Obst enthalte nicht mehr Vitamine als konventionelles.
Das stimmt. Bisher hat man wenn überhaupt nur sehr geringe Unterschiede messen können. Die Vitamine, die wir kennen und messen können, sind tatsächlich nicht in höheren Dosen vorhanden. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass unser Körper nicht nur die allseits bekannten Vitamine verwertet, sondern auch viele andere Stoffe, die in sehr viel geringerer Menge vorkommen.
In manchen Nahrungsmitteln war der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in biologisch angebautem Obst und Gemüse höher als in konventionell angebautem. Dies betraf zum Beispiel Äpfel, Pfirsiche, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, etc. In anderen Lebensmitteln wiederum war kaum ein Unterschied zu messen3.
Zur Erinnerung: sekundäre Pflanzenstoffe bekommen immer mehr Aufmerksamkeit, da sie sich als sehr effektiv gegen Krebs, Entzündungen und viele andere (auch chronischen) Krankheiten erweisen.
Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe sind ein unheimlich umfangreiches Thema, deren gesundheitlichen Nutzen wir bisher (noch) nicht vollständig überblicken. Wissenschaftler finden zear immer mehr „Puzzleteile“, allerdings fehlt das zusammengesetzte Puzzle noch vollständig. Welche sekundären Pflanzenstoffe welche Reaktionen im Körper auslösen und welche Folgen eine Nahrung ohne diese nach sich ziehen könnte, steht noch in den Sternen. Bis dahin muss uns bewusst sein, dass wir eigentlich noch gar nicht genau wissen wie Nahrungsmittel im Körper reagieren. Aber nur weil wir etwas noch nicht beweisen oder messen können, heißt es nicht, dass etwas nicht da ist. :)
- Kommen wir zum zweiten Argument: Pestizidwerte würden den gesetzlichen Rahmen nicht überschreiten.
Das stimmt auch. Die Pestizidwerte von konventionell hergestellten Produkten sind im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Dennoch werden in biologisch angebautem Gemüse deutlich weniger Pestizidrückstände gefunden. Dies spiegelt sich auch im Körper wieder. Menschen, die biologisch angebaute Nahrungsmittel verzehren, haben deutlich weniger Pestizidrückstände im Urin2.
Nun ist natürlich die Frage: WANN ist etwas tatsächlich schädlich für uns und wie stellt man fest in welchen Mengen es (noch) nicht schädlich ist.
Es gibt eine Verordnung in der Pestizide mit ihren jeweiligen Höchstmengen aufgelistet sind. Doch diese Werte gelten nur für das jeweilige Produkt. Wie sieht es aber mit einer Kombination vieler Pestizide aus?
Nur mal als Beispiel: Du isst Kartoffeln, Salat, Brokkoli, Paprika, Gurke und Tomaten zum Mittagessen. Das sind alles verschiedene Lebensmittel und die wurden sicherlich nicht alle mit demselben Pestizid behandelt. Das heißt, du konsumierst einen Pestizidcocktail (wenn man es jetzt etwas zugespitzt ausdrücken will). Doch wie reagiert dieser Pestizidcocktail im Körper?
Da jeder Mensch unterschiedlich reagiert, wird es Person X vielleicht gar nicht so viel ausmachen. Person Y dagegen könnte Nebenwirkungen spüren.
Bisher kann man diese Frage noch nicht definitiv beantworten. Ich vermute auch, dass es in diesem Zusammenhang immer um Macht und wirtschaftliche Interessen gehen wird, wenn ich mir die Diskussionen um Glyphosat anschaue.
Daher habe ich für mich entschieden: so wenig Pestizide wie möglich! So viele Nahrungsmittel wie möglich in Bio-Qualität. Das ist mein persönlicher Luxus. Damit fühle ich mich gut :)
Kein Geld?!
Ich höre schon wie der ein oder andere von euch denkt: wie soll ich das nur finanzieren?!
Es gibt da einen kleinen Trick. Wenn man nicht viel Geld zur Verfügung hat (oder nicht bereit ist es dafür auszugeben), kann man sich an die Liste der “Environmental Working Group” (EWG) halten.
Das ist eine amerikanische non-profit Organisation, die Studien zu Pestizidrückständen durchführt und jedes Jahr eine Liste mit den sogenannten „Dirty Dozen“ („Die schmutzigen 12“) herausgibt. Das sind Nahrungsmittel, die nachdem sie gewaschen und meist auch geschält wurden, noch immer sehr hohe Gehalte an Pestizidrückständen aufwiesen.
Natürlich kann man das nicht 1:1 auf den deutschen Markt übertragen, aber als Anhaltspunkt ist diese Liste sehr hilfreich.
Dirty Dozen 2017
Diese 12 Nahrungsmittel würde ich empfehlen immer in Bio-Qualität zu kaufen.
Die Organisation erstellt ebenfalls eine Liste mit Nahrungsmitteln, die am wenigsten belastet waren, die sogenannten „Clean 15“ („Sauberen 15“).
Im Jahr 2017 schafften es folgende Nahrungsmittel auf die Liste:
„Clean 15“ (2017)
Mit dem Hinweis, dass ein kleiner Teil der Papaya und des süßen Mais in USA gentechnisch verändert ist, empfiehlt die EWG den Personen, die keine gentechnisch veränderten Nahrungsmittel verzehren wollen, lieber Bio-Qualität zu kaufen.
Fazit
Es muss nicht alles Bio sein, aber es kann. :)
Wer knapp bei Kasse ist und trotzdem gerne seinen Körper vor Pestiziden schützen möchte, kann sich an den Listen der „Dirty Dozen“ und „Clean 15“ halten. Damit tut er seinem Körper schon einen großen Gefallen!
Wie handhabst du es? Gibt es bei dir Bio-Lebensmittel? Aus welchen Gründen kaufst du Bio-Lebensmittel (oder aus welchen Gründen nicht)?
Quellen
1Baker, B. P., Benbrook, C. M., III, E. G., & Benbrook, K. L. (2002). Pesticide residues in conventional, integrated pest management (IPM)-grown and organic foods: insights from three US data sets. Food Additives & Contaminants, 19(5), 427-446.
2Dangour, A. D., Dodhia, S. K., Hayter, A., Allen, E., Lock, K., & Uauy, R. (2009). Nutritional quality of organic foods: a systematic review–. The American journal of clinical nutrition, 90(3), 680-685.
3Lairon, D. (2011). Nutritional quality and safety of organic food. In Sustainable Agriculture Volume 2 (pp. 99-110). Springer, Dordrecht.
Guten Abend, vielen Dank für die sehr guten und v.a. verständlichen Informationen-mein neuer Lieblingsblog. Zu den Biolebensmitteln kann ich leider nur feststellen, dass die Bioqualität der Discounter fragwürdig ist. Vieles mit EU Bio-Siegel hat keine Bio-Qualität. Sicherheit hat man nur bei den gängigen Bio Anbauverbänden wie Demeter, Denree, Bioland usw. Die Preise sprechen natürlich für sich. Zur Liste: Ich habe an anderer Stelle gelesen, dass die US – Liste NICHt unbedingt auf Deutschland zutreiffen soll, v.a. was Äpfel angeht…Wir bräuchten ein eigenes Warnsystem. Was tun, wenn man sehr knapp bei Kasse ist, (Sozialhilfeniveau) kein Bio-Laden erreichbar ist und nur auf… Weiterlesen »
Hallo, vielen Dank für deinen Kommentar. Das freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt! :) Du hast recht: wie ich auch geschrieben hatte, lässt sich die Liste nicht 1:1 auf Deutschland übertragen, daher kann man es nur als Anhaltspunkt sehen. Aber ich denke dafür ist die Liste ganz gut. Was genau hast du denn über die Äpfel gelesen? Denn meines Wissens nach, werden Äpfel schon gerne gespritzt, ABER es kommt auch häufig auf das Herkunftsland an – und die Jahreszeit. Also man muss da schon genauer hinschauen. Generell lässt sich sagen: besser konventionelles Gemüse als gar kein Gemüse. Das… Weiterlesen »
Guten Tag Denise, vielen Dank für Deine Antwort. Ich habe über Äpfel nur das gelesen, was Du bereits geschrieben hast: Es kommt darauf an, WO angebaut wird. Von USA Bewohnern hört man oft, dass das konventionelle Obst, besonders Äpfel dort sehr stark belastet sein sollen. In den USA wird mit Pestiziden, Fungiziden großzügiger umgegangen als in der EU und in Deutschland wiederum strenger als in der EU – zumindest noch. Ist Monsanto nicht ein US Konzern? USA erfahrene Menschen sagen, dass man konventionelle Äpfel dort NICHT essen kann, was im Vergleich in Deutschland schon der Fall ist. Das ist aber… Weiterlesen »
Liebe Marlin,
oh je, da bist du ja wirklich gebeutelt. Aber mir scheint du versuchst das Beste aus deiner Situation zu machen und das finde ich mega gut! Da kannst du wirklich stolz auf dich sein! :)
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg! Und ich bin mir sicher: du wirst ihn finden. Schritt für Schritt! :)
Liebe Grüße,
Denise