Manche mögen ihn, manche hassen ihn: Koriander. Koriander spielt schon seit sehr geraumer Zeit eine zentrale Rolle in der Naturheilkunde der verschiedensten Völker. Interessanterweise wird der Geschmack sehr unterschiedlich wahrgenommen. Manche charakterisieren ihn als „seifig“ – andere wiederum beschreiben ihn als fruchtig-frisch, teilweise sogar zitronig. Wie kann das sein? Was ist das Besondere an Koriander?
Koriander – grünes Kraut
Er gehört zur selben Familie wie Petersilie, ähnelt dieser vom Aussehen her, wird im Volksmund auch als chinesische oder indische Petersilie bezeichnet, aber er ist keine Petersilie. Spätestens beim Geruch und Geschmack wird man feststellen, dass es sich um eine andere Pflanze handeln muss. Die Rede ist von Koriander (Coriandrum sativum L.). Manch einer kennt ihn auch unter Schwindel- oder Wanzenkraut.
Info: Die Blüten des frischen Korianders riechen nach Wanze und genau dieser Geruch gab dem Koriander seinen Namen: „koris“ ist griechisch für Wanzen. Zur Samenreife hin nimmt der wanzenartige Geruch der Pflanze und der Samen ab.
Das grüne Kraut gehört zur Pflanzenfamilie der Doldengewächse (Apiaceae oder Umbelliferae), welche wir schon bei der Karotte, Pastinake und Petersilie kennengelernt haben. Es wird bis zu 60 Zentimeter hoch, trägt weiße bis rötliche Blüten und braune bis gelbe Früchte (Koriandersamen).
Sowohl die grünen Blätter als auch seine Samen verleihen Speisen einen unverkennbaren Geschmack. Die Blätter und die Früchte (Samen) haben jeweils ihr eigenes Aroma, weshalb sie einander nicht ersetzen können. Auch das ätherische Öl, welches aus den Früchten gewonnen wird, findet sowohl innerlich als auch äußerlich Anwendung.
Koriander kann nicht nur auf dem europäischen Kontinent gefunden werden, sondern auch in Afrika, Asien und Amerika. Zu den größten Produzenten gehört Indien. Dort ist Koriander eines der wichtigsten Gewürze und wird vor allem gerne in Currys verwendet1.
Info: Manchmal findet man den Begriff „Cilantro“. Mit Cilantro sind meist die frischen Blätter des Korianders gemeint, während man sich mit „Koriander“ auf die getrockneten Samen bezieht (zumindest in Deutschland und USA).
Welche Wirkung hat Koriander?
Im menschlichen Organismus leisten die zahlreichen sekundären Pflanzenstoffe unermüdliche Aufräumarbeiten. Das Kraut wird bei Magen-Darm-Beschwerden wie z.B. Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Durchfall, Übelkeit und ähnlichen Symptomen eingesetzt. Aber es wirkt auch antiseptisch und menstruationsfördernd2.
Die Natur kann als unsere älteste und reichhaltigste Apotheke beschrieben werden.
Schon die alten Ägypter nutzten den Effekt der appetitanregenden, verdauungsfördernden und krampflösenden Gewürzpflanze2. Auch die Römer zählten Koriander zu den allerwichtigsten Gewürzen und nutzten die Früchte bei schlecht heilenden Wunden, Verbrennungen, Geschwüren und Ausfluss.
Seine blähungsmindernde und gleichzeitig harntreibende Wirkung macht den Koriander besonders auf Reisen zu einem bewährten Mittel bei sämtlichen Magen-Darm-Erkrankungen3. Da Koriander antioxidativ, antifugal und antibakteriell wirkt3, können sowohl die Samen als auch das Öl bei bakteriellbedingtem oder durch Pilze verursachten Durchfall helfen.
Er hilft bei der Ausleitung von Giftstoffen.
Besonders im asiatischen Raum wird Korianderkraut gerne in Kombination mit anderen Kräutern empfohlen um Schwermetalle und andere toxische Substanzen aus dem Fett- und Bindegewebe zu mobilisieren.
Er hilft gegen Mundgeruch.
Außerdem ist Koriander ein Geheimtipp gegen Gerüche: das Kauen von Korianderfrüchten vertreibt zum Beispiel Mundgeruch. Aber auch zur Mundpflege allgemein ist er bestens geeignet. Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung hält Korianderöl die vielen Bakterien im Mund im Schach und ist auch in der Lage Plaquebildung an den Zähnen zu vermindern4.
Man liebt ihn oder hasst ihn…
Koriander gehört zu den wenigen Gewürzen, welches die Kräuterliebhaber in zwei Lager teilt. Die einen lieben den Geschmack, die anderen finden das Kraut einfach nur widerlich. Manche vergleichen das Aroma mit verbranntem Gummi oder beschreiben es als seifig. Dennoch gehört Koriander zu den beliebtesten Würzkräutern weltweit, wobei der Schwerpunkt der Fans in Asien liegt.
Es sind die Gene…unter anderem…
Ob man Koriander mag oder nicht ist unter anderem auf seine Gene zurückzuführen. Forscher fanden heraus, dass der Geschmack unterschiedlich wahrgenommen werden wird – je nachdem welche Genzusammensetzung man besitzt5. Allerdings ist das wie so häufig nur ein Faktor von vielen. Auch jemand, der genetisch gesehen Koriander nicht mag, kann durchaus „lernen“ ihn zu mögen.
Anwendung von Koriander
Koriander hat viele Facetten. Während das Korianderpulver aus den gemahlenen Früchten in der Weihnachtsbäckerei, als Brotgewürz oder für Fleisch- und Wildbraten, Eintöpfe, Saucen, Salate und eingelegtes Gemüse verwendet wird, gehört Koriandergrün eher zur asiatischen, orientalischen und lateinamerikanischen Küche. Gemahlener Koriander ist unter anderem ein fester Bestandteil vieler Curry-Mischungen.
Im Mittelalter wurden die Früchte des Doldenblütlers als Würzmittel in der Küche sowie zum Bierbrauen genutzt. Koriander wurde zur Bekämpfung von Läusen und Flöhen genutzt, galt aber auch als Aphrodisiakum und war häufig Bestandteil von Liebestränken.
TIPP: Koriandersamen erhalten durch kurzes Anrösten ein herrlich nussiges Aroma. Dann können sie im Ganzen mitgekocht oder frisch gemahlen (z.B. im Mörser) zum Ende des Garvorgangs zugeben werden. Da sein Geschmack sehr intensiv ist, sollte man immer mit Bedacht würzen. Lieber am Anfang weniger hinzufügen und dann nachwürzen.
Fazit
Koriander ist ein tolles Gewürz. Sowohl die Blätter als auch die getrockneten Früchte (Samen) verleihen vielen Speisen eine ganz besondere Note.
Wer häufiger Magen-Darm-Probleme hat, sollte am besten immer ein Fläschchen Korianderöl in der Tasche haben.
Magst du Koriander?
Quellen
1Asgarpanah, J., & Kazemivash, N. (2012). Phytochemistry, pharmacology and medicinal properties of Coriandrum sativum L. African Journal of Pharmacy and Pharmacology, 6(31), 2340-2345.
2Kansal, L., Sharma, A., & Lodi, S. (2012). Potential health benefits of coriander (Coriandrum sativum): An overview. Int J Pharm Res Dev, 4(2), 10-20.
3Rathore, S. S., Saxena, S. N., & Singh, B. (2013). Potential health benefits of major seed spices. Int J Seed Spices, 3(2), 1-12.
4Burghartz J. (2008). Korianderöl als Mundspüllösung: Klinische Untersuchungen zur antibakteriellen und plaquereduzierenden Wirkung auf den 4-Tages-Plaque-Aufwuchs
5Eriksson, N., Wu, S., Do, C. B., Kiefer, A. K., Tung, J. Y., Mountain, J. L., … & Francke, U. (2012). A genetic variant near olfactory receptor genes influences cilantro preference. Flavour, 1(1), 22.