*enthält Werbung* Fisch aus Aquakultur hat keinen guten Ruf. Es wird viel von Überdüngung, Überfütterung und Medikamentenrückständen geschrieben und gesprochen. Das klingt nicht sehr appetitlich und auch Greenpeace und WWF sind nicht sehr angetan von dieser Aufzucht. Aber es tut sich etwas in diesem Bereich. Ziel ist eine verantwortungsvolle Aquakultur. Auch wir Verbraucher können mit unserer Kaufentscheidung einen großen Beitrag leisten. Allerdings muss man informiert sein. Daher gibt es heute einen kleinen Einblick in die Aquakultur und seine Entwicklung.
Überfischte Meere – nein danke!
Fisch ist lecker und gesund. Sämtliche Ernährungsberater empfehlen den Verzehr von Fisch, nicht nur wegen seiner essentiellen Omega-3-Fettsäuren sondern auch wegen seiner vielen anderen guten Eigenschaften. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bedarf an Fisch ständig steigt. Doch leider sind unsere Meere inzwischen total überfischt, weshalb man sich gut überlegen sollte, ob und vor allem welchen Fisch man isst.
Um es dem Verbraucher etwas leichter zu machen, haben Greenpeace und WWF (World Wide Fund for Nature) einen Fischratgeber herausgegeben. Doch bei der Bewertung geht es nicht nur um die Fischart, sondern auch darum, aus welchen Zuchtbedingungen die Tiere kommen. An dieser Stelle hat sich inzwischen viel getan und man muss sich ganz genau informieren welcher „Fachbegriff“ was bedeutet.
Was ist Aquakultur? Was ist Aquaponik?
Aquakultur ist die kontrollierte Aufzucht von im Wasser lebenden Tieren. Diese kann an Land, in Teichen oder anderen Kreislaufsystemen oder aber in Netzkäfigen im Meer stattfinden.
Aufgrund der zunehmenden Überfischung der Meere gewinnt diese Methode immer mehr an Bedeutung. Allerdings musste man feststellen, dass dies leider nicht die erhoffte Lösung zum Problem sein sollte.
Die Massentierhaltung unter Wasser genießt kein gutes Image. Die Fische werden auf engstem Raum gehalten, wodurch die Verbreitung von Krankheitserregern rasend schnell geht. Aus diesem Grund kommen viele Antibiotika und Pestizide zum Einsatz. Da die Tiere möglichst schnell wachsen sollen, stellt Überfütterung ebenfalls ein Problem dar. Das Abwasser mit den Chemikalien und Medikamentenrückständen gelangt in die angrenzenden Seen und Meere und zerstört unsere Umwelt.
Alles in allem also nicht so positiv, wie anfangs gedacht.
Es geht auch anders…
Aber es geht auch anders. Aquakultur ist nicht gleich Aquakultur. Wir müssen jedoch lernen die Unterschiede deutlich zu kennzeichnen und dies mit dem Verbraucher zu kommunizieren. So entstand das ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council). Dieses sollte die skandalösen Zuchtbedingungen eindämmen und gewisse Mindeststandards garantieren.
Zur Info: Es gibt auch das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council), welches hilft Seefische und Meeresfrüchte aus bestandserhaltender Fischerei zu erkennen. Allerdings bezieht sich MSC ausnahmslos auf wildlebende Meerestiere, weshalb das ASC-Siegel für die Aquakultur nötig war.
Die Entwicklung geht noch weiter…
Aquaponik ist eine Verbindung von Aquakultur (Aufzucht von Fischen oder Pflanzen im Wasser) und Hydroponik (Aufzucht von Pflanzen im Wasser statt traditionell im Boden).
Die Hydroponik umspült Pflanzenwurzeln konstant mit Wasser, anstatt sie fest einzutopfen. Das verbessert die Nährstoffzufuhr und die „normalen“ Schädlinge aus dem Boden fehlen.
Aquaponik ermöglicht die Produktion von Pflanzen und Speisefischen in einem geschlossenen Ressourcenkreislauf.
Fischkot enthält Ammoniak, welcher bereits in geringen Mengen hochgiftig für Fische ist. Bakterien, sogenannte „Nitrifizierer“, können Ammoniak mittels Oxidation in Nitrit (NO2-) umwandeln. Voraussetzung dafür ist ausreichend Sauerstoff, der durch das Umpumpen vom Fischbecken in ein anderes Becken gegeben sein sollte. Im nächsten Schritt wird das Nitrit, durch eine weitere Bakterienkultur zu Nitrat (NO3-) weiterverarbeitet.
Nitrat wiederum ist DER Nährstoffdünger für Pflanzen.
Somit dient das Abwasser der Fischzucht den Pflanzen als natürlicher Dünger. Die Pflanzen wiederum reinigen das Wasser, wenn sie das Nitrat aufnehmen. So kann „sauberes“ Wasser wieder zurück zu den Fischen geleitet werden.
Dieser Kreislauf funktioniert ohne den Zusatz von Pestiziden oder mineralischem Dünger. Als kleine Helferlein dienen lediglich Bakterien, die bei der Zersetzung der Ausscheidungen der Fische helfen.
Darf ich vorstellen: „Clara“ aus Berlin
Stadtfarm.de züchtet mittels AquaTerraPonik afrikanische Welse in Berlin. Sie betreiben dort eine gläserne Farm bei der sowohl Fisch als auch Obst und Gemüse in einem geschlossenen Kreislauf gezüchtet wird. Im Gegensatz zu Aquaponik wachsen die Pflanzen bei Aquaterraponik in Erde. Würmer reichern die Erdsubstrate mit weiteren wichtigen Nährstoffen wie Enzymen für die Pflanzen an.
Der afrikanische Wels (Clarias gariepinus) gehört zur Familie der Raubwelse (Clariidae). Er fühlt sich besonders in warmen Fließgewässern, Seen oder Teichen bei Temperaturen zwischen 25° und 30°C wohl, kann aber auch in Sümpfen und Abwasserkanälen überleben. Normalerweise hat der Fisch gerne Platz zum Schwimmen, aber in Trockenzeiten toleriert der Wels seine Artgenossen auch in der freien Wildbahn auf engstem Raum. Dies lässt ihn unter den Aufzuchtbedingungen nicht zu sehr in Stress geraten, weshalb er dort gut zurecht kommt.
Sowohl Greenpeace als auch WWF empfehlen den Verzehr von afrikanischem Wels, wenn die Aufzuchtbedingungen stimmen.
Als mich eine sehr nette Mitarbeiterin von Stadtfarm.de anschrieb und fragte, ob ich nicht Lust hätte für Sie ein Rezept mit ihrem afrikanischen Wels „Clara“ zu entwerfen, war ich höchst erfreut.
Die Globalisierung hat viele Vorteile, ABER sie bringt auch immer größere Entfernungen zwischen Produzenten und Konsumenten. Ein Umdenken muss stattfinden und dies haben sich auch die Mitarbeiter von Stadtfarm.de gedacht. Sie fanden mit diesem geschlossenen Kreislauf eine Möglichkeit direkt vor Ort, dort wo die Menschen leben, zu produzieren. So sind keine langen Transportwege mehr nötig.
Hinzu kommt, dass sie nicht nur keine Pestizide oder Herbizide verwenden, sie verzichten auch auf Hormone und Antibiotika. So kam es, dass ich mit größter Freude ihren Wels in einem Rezept verarbeiten durfte (HIER).
Dieses und viele weitere leckere Rezepte von anderen Bloggern findest du im kostenlosen Ebook, welches Stadtfarm.de veröffentlicht hat.
Das solltest du dir wirklich anschauen, es lohnt sich!
Fazit
Ich bin überzeugt, dass dieses Konzept mit dem geschlossenen Kreislauf Zukunft hat. Natürlich habe ich mir den Fisch jetzt aus Berlin schicken lassen und somit hat auch dieser wieder einen Transportweg zurücklegen müssen. Allerdings muss man ja auch irgendwo anfangen.
Wer weiß, vielleicht kann man in naher Zukunft in jeder größeren Stadt frischen Fisch kaufen, der vor der Haustür produziert wurde. Wäre das nicht toll?
Damit könnte man den Transport mit dem Fahrrad vielleicht erledigen und der Umwelt einen großen Gefallen tun.
Jeder noch so kleine Schritt in Richtung Umweltbewusstsein und Umweltschutz ist wichtig, meiner Meinung nach. Rom wurde auch nicht einem Tag erschaffen;)
*in Zusammenarbeit mit Stadtfarm.de
Wie findest du das Konzept? Meinst du es hat Zukunft? Warum?
Quellen
http://www.fao.org/docrep/field/003/AC378E/AC378E02.htm#ch2
https://www.greenpeace.de/
MSC-Siegel und ASC-Siegel