Produkte mit dem Aufdruck „frei von …“ scheinen zur Zeit sehr beliebt zu sein. Milch ohne Laktose, Eis ohne Milch, Schnitzel ohne Fleisch und Brot ohne Gluten. Sind diese Produkte denn tatsächlich gesünder?
In einer TV-Sendung wurde vor kurzem ein kleines Experiment durchgeführt. Ein Produkt trug den Aufdruck „ohne …“, wobei dort dann jeweils ein erfundener Name abgedruckt war. Das Produkt daneben sah genau gleich aus, trug allerdings nicht diesen Aufdruck. Die Menschen auf der Straße wurden gefragt zu welchem Produkt sie eher greifen würden und warum.
Interessanterweise hätte der überwiegende Teil der Befragten zu dem Produkt mit dem Aufdruck „ohne …“ gegriffen. Die Begründung war sehr häufig, dass die Befragten der Meinung waren, es wäre gesünder – auch wenn sie absolut keine Ahnung hatten, wovon dieses Produkt „befreit“ sein sollte.
Warum handeln wir so?
Wann genau diese Bewegung anfing, kann sicherlich keiner sagen. Die Lebensmittelindustrie ist schon immer sehr clever gewesen. Als Butter „verteufelt“ wurde, kam Margarine als Ersatz. Inzwischen sind noch viele weitere Bestandteile von Lebensmitteln in Verruf geraten, so dass man fast „Angst“ haben könnte vor Laktose, Gluten, Histamin, Fruktose, etc. Ob diese Inhaltsstoffe zu Recht oder Unrecht „verteufelt“ werden, ist individuell zu entscheiden. Es wird immer Menschen geben, die allergisch auf etwas reagieren oder etwas nicht vertragen. Da gibt es keine allgemeine Empfehlung. Aber macht ein Werbeslogan „Frei von…“ das Produkt tatsächlich gesünder?
Skandal um Analogkäse
Ihr erinnert euch sicherlich noch daran, als 2009 der Skandal um den sogenannten „Analogkäse“ groß in der Presse war. Analogkäse, hergestellt aus kostengünstigeren Ersatzprodukten, war auf der Pizza, auf Brezeln, in der Lasagne, etc. zu finden.
Auf den ersten Blick war für den Laien nicht sofort ersichtlich, dass kein Käse verwendet wurde, außer dass „Käse“ auf der Zutatenliste fehlte. Aber manchmal wurde auch dies umgegangen, indem nur ein paar Prozent Käse hinzugemischt und der Rest mit dem „billigen“ Analogkäse ergänzt wurde. Wer also nicht genau gelesen hatte und/oder sich nicht allzu gut auskannte, wäre sicherlich nie darauf gekommen, dass auf seiner Pizza kein oder kaum Käse zu finden war.
Als das publik wurde, war der Aufschrei groß. Die Verbraucher fühlten sich betrogen. Zu Recht – oder?!
Das Käseimitat hatte den großen Vorteil, dass es deutlich billiger war als Käse aus Milch. Es war kein Reifungsprozess nötig und hinzu kam noch, dass die Hitzebeständigkeit und das Schmelzverhalten besser sein sollten. Daher waren einige Firmen dazu übergegangen, diesen einfach „heimlich“ unter die Produkte zu mischen. Auf der Zutatenliste erschienen Ingredienzien wie Wasser, Stärke, Pflanzenfett, Eiweiße, Aromastoffe und Emulgatoren.
Ohne Tierprodukte
Inzwischen gibt es eine Bewegung, die jetzt auch in der Lebensmittelindustrie immer mehr Anklang findet. Dabei werden jegliche Produkte vom Tier gemieden – von Eiern, Fleisch, Milch und Milchprodukten über Honig bis zu Wein oder Saft, welcher mit Gelatine (vom Schwein) geklärt wurde. Die Gruppe der veganen Produkte ist sehr viel größer geworden – sogar die Discounter führen sie inzwischen.
Folglich kann dieser „billige Analogkäse“ heute zu teuren Preisen als „veganer Käse“ verkauft werden. Vom Aussehen her lässt sich dieser kaum von „echtem“ Käse aus Milch unterscheiden. Das Wort Käse darf zwar rechtlich gesehen nicht verwendet werden, aber die Industrie lässt sich da schöne Umschreibungen einfallen. „Streichgenuss“, „Pizzaschmelz“ oder ähnliche Formulierungen lassen den Verbraucher erahnen, was er in der Hand hält. Beim Kühlregal muss man manchmal wirklich aufpassen, dass man nicht aus Versehen zu einem veganen Produkt greift.
Ist der Ersatz besser?
Wie bei jedem anderen Lebensmittel auch, sollte man die Zutatenliste genau lesen. Aus welchen Bestandteilen besteht mein „veganer Käse“ denn genau? Ist er besser als Analogkäse? Oder war der billige Ersatzkäse eventuell gar nicht so „schlimm“? Hätte man nur besser mit „vegan“ werben müssen und dann wäre der „Ersatzkäse“ auf der Pizza vom Verbraucher mit Kusshand akzeptiert worden?
Wer auf Tierprodukte verzichtet, macht das meist aus Überzeugung. Damit wehrt er/sie sich gegen das schreckliche Tierleid auf unserer Welt. Das ist völlig in Ordnung. Wer jedoch diese „Ersatzprodukte“ kauft, sollte unbedingt die Zutatenliste genau studieren. Genauso wie bei den anderen Lebensmitteln, sollte auch bei einer veganen Ernährung der Ansporn sein, so wenig wie möglich verarbeitete Lebensmittel zu verwenden. Denn auch als Veganer sollte man auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten.
Dasselbe gilt für glutenfrei, laktosefrei und was der Industrie sonst noch einfällt. Ein glutenfreies Produkt kann genauso ungesund wie ein glutenhaltiges Produkt sein. Sei immer wachsam!
Fazit
Der Aufdruck „frei von…“ macht mich persönlich immer erstmal stutzig. Meist müssen die Produkte dann irgendwie bearbeitet worden sein.
Die regelmäßigen Leser meines Blogs wissen, dass ich ein großer Fan davon bin meine Nahrungsmittel so naturbelassen wie möglich zu erwerben.
Ein Werbeslogan mit „Frei von…“ macht auch glutenfreie Chips nicht gesünder, denn die Zubereitungsart hat sich nicht geändert.
Was den veganen Käse betrifft, würde ich auch diesen so häufig wie möglich selber herstellen. Nur weil das Produkt frei von Tierprodukten ist, macht eine Mischung aus pflanzlichen Fetten, Emulgatoren, Aromastoffen und anderen Zusatzstoffen in meinen Augen keinen gesunden Ersatz.
Wie sieht es bei dir aus? Lässt du dich auch gerne mal von dem Aufdruck „frei von …“ zum Kauf verleiten?