Wer hätte es gedacht: der größte Organismus ist ein Pilz!!
Obwohl es häufig anders wahrgenommen wird, spielen Pilze dank ihrer Fähigkeit organische Reste in mineralische Ressourcen umzuwandeln für die globalen Stoffkreisläufe eine entscheidende Rolle.
Was wir als Pilz kennen und essen ist sein Fruchtkörper. Der Pilz selber wächst unter der Erde. Er besteht aus einem Geflecht feiner wurzelähnlicher Fäden, dem Myzel, oder er lebt einzellig, wie z.B. die Hefe.
Doch was ist ein Pilz? Handelt es sich um ein Tier oder eine Pflanze?
Was sind Pilze?
Kein Organismus ist im Verlauf der Geschichte so unterschiedlich beurteilt worden wie die Pilze. Anfangs wurden sie den Pflanzen zugeordnet. Da sie zwar Zellwände und Vakuolen wie Pflanzen besitzen, jedoch nicht in der Lage sind Photosynthese zu betreiben und damit ihre Lebensenergie nicht eigenständig aus dem Sonnenlicht gewinnen können, hat man ihnen schlussendlich ein eigenes Reich zugewiesen. Somit sind sie weder Tier noch Pflanze, sondern einfach nur „Fungi“ (=Pilze).
Was wir als Pilz bezeichnen, ist lediglich der Fruchtkörper, ähnlich wie der Apfel am Apfelbaum.
Das Myzel, das feine Pilzgeflecht, was dem Apfelbaum entsprechen würde, wächst für uns verborgen im Boden oder im Holz. Pilze sind allgegenwärtig und doch nur selten augenscheinlich. Viele können nur im Mikroskop erkannt werden.
Wie leben Pilze?
Pilze sind heterotroph, was bedeutet, dass sie für ihren Stoffwechsel Nährstoffe benötigen, die von anderen Lebewesen gebildet wurden. Sie beziehen ihre Nahrung aus toten oder lebenden Organismen.
Pilze leben in Symbiose
So leben viele Pilzarten mit Waldbäumen in einer Symbiose, einer Lebensgemeinschaft von der beide profitieren. Diese Pilze, so genannte Mykorrhizapilze, versorgen die Baumwurzeln mit Wasser, verbessern deren Nährstoffversorgung, filtern gewisse Schadstoffe und schützen die Wurzeln vor Krankheitserregern. Umgekehrt erhalten die Pilze vom Baum Zuckerbausteine, die sie mangels Photosynthese nicht selber herstellen können. Diese Lebensgemeinschaft ist hochspezifisch: gewisse Pilzarten kommen nur zusammen mit bestimmten Baumarten vor.
Andere Pilze wiederum leben auf dem Totholz spezifischer Baumarten und bauen die Holzsubstanz ab oder sie bauen zusammen mit weiteren Mikroorganismen anderes organisches Material wie abgestorbene Krautpflanzen, Laub, Nadeln und tote Tiere ab. Sie ernähren sich von abgestorbenem organischem Material.
Pilze können auch schädlich sein
Es gibt auch Pilze, die als Parasiten den Wirtsbaum schädigen und zum Absterben bringen. Auch sie sind unter dem Aspekt des Naturschutzes wichtig, weil sie im Wald eine Dynamik und eine Artenvielfalt fördern.
Flechten sind eine Besonderheit
Flechten sind eine relativ eigenständige Gruppe – entstanden durch einer Symbiose aus Pilzen und Algen. Sie gehören zu den „Aufsitzern“, die am Rindenstamm einen Platz gefunden haben, wo höhere Pflanzen sich meist nicht ansiedeln. Dabei schaden sie dem Baum meist nicht, da sie völlig unabhängig vom Baum leben. In diesem Fall führt die Alge dem Pilz nämlich den Zucker zu und NICHT der Baum. Der Pilz dagegen schützt die Flechte vor dem Austrocknen.
Wofür werden Pilze genutzt?
Pilze sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Ohne Hefepilze gäbe es weder Wein noch Bier und auch keinen Hefeteig. Während verschiedene Schimmelpilze seit Jahrtausenden für die Reifung von Käsesorten wie Emmentaler, Roquefort oder Camembert verwendet werden, verderben andere Pilzarten Nahrungsmittel und machen uns krank.
Penicillin – der Kampf gegen die Bakterien
Ein Segen für die Menschheit ist dagegen der Schimmelpilz Penicillium notatum, der das älteste und bekannteste Antibiotikum produziert – das Penicillin. Mit der zufälligen Entdeckung der fantastischen Eigenschaften dieses Pilzes durch Alexander Fleming im Jahr 1928 gelang es endlich bakterielle Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Cholera und Typhus effektiv zu behandeln.
Penicillin verhindert das Wachstum der gram-positiven Bakterien indem es die Zellwandsynthese an einer bestimmten Stelle unterbindet, die menschliche Zellen gar nicht haben. Somit greift es keine körpereigenen Zellen an. Schon „ausgewachsene“ Bakterien kann das Antibiotikum zwar nicht mehr töten, aber hier eilt das Immunsystem des Menschen zur Hilfe.
Edelste Bodenschätze
Manche Pilze gehören zu den edelsten Bodenschätzen – gemeint sind die Trüffel. Trüffel sind unterirdische Schlauchpilze, die immer in Symbiose mit bestimmten Baum- oder Straucharten leben und von Hunden oder Schweinen erschnüffelt werden. Die Stars unter den Trüffeln sind schwarzer und weißer Trüffel.
Von welchen Inhaltsstoffen kann der Mensch profitieren?
Pilze sind besonders für Menschen, die auf Fleisch verzichten eine gute Eiweißquelle (Proteinquelle). Auch Mineralstoffe und die Gruppe der wasserlöslichen B-Vitamine sind in großen Mengen vertreten2. Alle B-Vitamine sind wichtige Regulatoren im Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel. Sie wirken insgesamt stoffwechselaktivierend, sind sehr wichtig bei der Blutbildung, gut für die Nerven und sie wirken antioxidativ2.
Die fettlöslichen Vitamine K und D sind in Pilzen ebenfalls reichlich vertreten2. Diese beiden Vitamine agieren häufig als Team, wie z.B. beim Kalziumstoffwechsel, bei der Blutgerinnung und auch der Knochenbildung.
Hinweis: Auch mehr als 30 Jahre nach Tschernobyl sind Pilze noch radioaktiv belastet. Wie sehr, hängt von Pilzart und Standort ab.
Das Bundesamt für Strahlenschutz schreibt3: „In Deutschland ist es nicht erlaubt, Lebensmittel mit einem Radiocäsiumgehalt von mehr als 600 Becquerel pro Kilogramm in den Handel zu bringen. Für den Eigenverzehr gilt diese Beschränkung nicht.“
Fazit
Pilze sind sehr spannende Organismen. Sie nähren nicht nur uns Menschen, sondern spielen eine unheimlich große Rolle in unserem Ökosystem. Obwohl man sie selten sieht, sind sie dennoch ubiquitär – faszinierend!
In Asien werden Pilze schon seit Jahrtausenden zur Linderung und Heilung zahlreicher Krankheiten verwendet. Langsam erfreut sich das Heilen mit Pilzen (die Mykotherapie) – ein klassisches Naturheilverfahren – auch in Europa immer größerer Beliebtheit.
Pilze sind noch recht unerforscht, aber ich persönlich glaube wir werden noch viel ihnen und ihrem eigenen Reich zu hören bekommen.
Quellen
1https://www.nabu.de/ abgerufen am: 14.09.2018
2Zarenejad, F., Yakhchali, B., & Rasooli, I. (2012). Evaluation of indigenous potent mushroom growth promoting bacteria (MGPB) on Agaricus bisporus production. World Journal of Microbiology and Biotechnology, 28(1), 99-104.
3https://www.bfs.de/ abgerufen am: 14.09.2018
Glutenfreie Lebkuchen
Glutenfreie Lebkuchen - schon im Ofen verströmen sie den typischen Duft von Weihnachten... Weihnachten und Lebkuchen gehören für viele Menschen Read more