Frische Luft, verschiedene Grüntöne, ab und zu eine Lichtung und RUHE – ein Waldspaziergang ist so viel mehr als „nur“ ein Spaziergang. Egal zu welcher Jahreszeit – ein Gang durch diese wunderschöne Natur tut immer gut!
Hast du dich mal gefragt WARUM es so gut tut? Das „Waldbaden“ ist in Japan schon lange eine anerkannte Therapie. Welche Kraft und Energie dieses bisschen „Baden“ unserem Körper tatsächlich gibt, konnten wissenschaftliche Studien nun bestätigen. Gibt es demnächst vielleicht eine von Krankenkassen bezahlte „Wald-Therapie“?
Der Wald als Therapie
„Shinrin Yoku“ ist japanisch und bedeutet „Baden in der Atmosphäre des Waldes“ oder kurz „Waldbaden“. Seit 1982 wird das „Waldbaden“ in Japan behördlich empfohlen und ist inzwischen auch Grundlage verschiedener Studien geworden1.
Das Bad in der Waldluft fördert nachweislich unser physisches und psychisches Wohlergehen. Studien konnten zeigen, dass ein Waldspaziergang den Blutdruck, den Puls und die Konzentration der Stresshormone im Körper messbar senkt. Bereits 20 Minuten Aufenthalt im Wald zeigten eine positive Wirkung2;3.
Eine weitere gute Nachricht für die Bewegungsmuffel unter uns: im Wald muss man gar nicht viel tun. Wer möchte kann spazieren gehen, man kann sich aber auch einfach auf eine schöne Bank setzen und den Wald auf sich wirken lassen. Es geht um das Genießen – das Erleben und das Empfinden im Wald.
Keine großen Anstrengungen nötig – einfach die Seele baumeln lassen
Es sind die unsichtbaren Stoffe, die Pilze, Pflanzen und Bäume abgeben und wir wiederum mit der Luft einatmen, sowie die Ruhe und das Farbspiel, die uns einen Gang runter schalten lassen. Die Mikrobakterien, die ätherischen Öle, die chemischen Botenstoffe, über die Bäume miteinander kommunizieren – alles was den typischen „Duft nach Wald“ formt – das sollten wir in vollen Zügen genießen. Auch der „reine“ Sauerstoff, den wir im Grünen einatmen, versorgt unseren Körper mit neuer Energie.
Wer es gar nicht vor die Tür schafft, kann sich auch Bilder von Wäldern anschauen. Das soll ebenfalls beruhigend wirken1.
Ob es jedoch auch ohne frische Luft und die enthaltenen „Duftstoffe“ genauso heilsam ist, muss noch untersucht werden. Ich vermute das „echte“ Erleben ist dennoch besser und macht außerdem viel mehr Spaß! ;)
Die natürlichen Killerzellen vermehren sich besonders gerne im Wald
Die Luft und die Bewegung im Wald tun nicht nur unserem Kreislauf, sondern auch unserem Immunsystem gut – um genau zu sein: den natürlichen Killerzellen (NK). Natürliche Killerzellen leiten unter anderem den programmierten Zelltod (Apoptose) ein und helfen uns somit im Kampf gegen entartete Tumorzellen (Krebszellen) oder aber auch, wenn wir von Erregern (z.B. Viren) befallen werden. Studien zeigten, dass die Zahl der natürlichen Killerzellen nach einem Waldspaziergang signifikant höher ist, wohingegen ein Spaziergang durch die Stadt keinen Anstieg bewirkte4.
Mehr NK nach einem Waldspaziergang, nach einem Spaziergang durch die Stadt jedoch nicht
Hinzu kommt, dass dieser Anstieg bis zu 30 Tage lang anhalten kann, was darauf hinweisen könnte, dass bereits ein Besuch im Wald pro Monat eine bessere Immunabwehr bewirken könnte. Allerdings sind auch hier noch weitere Langzeitstudien nötig.
Ich persönlich liebe den Wald! Die Luft wirkt, zumindest subjektiv, viel klarer und man kann mal wieder so richtig tief durchatmen! Wenn ich könnte, würde ich jeden Tag einen Ausflug dorthin machen.
Schönes Gedicht
Passend zu den positiven Auswirkungen des Waldes bin ich während meiner Recherchen über ein wunderschönes Gedicht gestolpert, dass ich gerne mit euch teilen möchte.
Es ist vom Förster Helmut Dagenbach 1986 verfasst worden und heißt:
„Doktor Wald“
Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
mich unverstanden fühle oder alt,
und mich die holden Musen nicht liebkosen,
dann konsultiere ich den Doktor Wald.
Er ist mein Augenarzt und Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater,
ob er von Kummer oder Cognac ist.
Er hält nicht viel von Pülverchen und Pille,
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
Und kaum umfängt mich angenehme Stille,
raunt er mir zu: „Nun atme mal tief ein!“
Ist seine Praxis oft auch überlaufen,
in seiner Obhut läuft man sich gesund.
Und Kreislaufkranke, die noch heute schnaufen,
sind morgen ohne klinischen Befund.
Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
das Seelische ins Gleichgewicht,
verhindert Fettansatz und Gallensteine.
nur – Hausbesuche macht er leider nicht.
Fazit
Intuitiv haben wir es schon immer gewusst: ein Waldspaziergang tut gut! Auch mit einer dicken Erkältung fühlt man sich nach einem Spaziergang an der frischen Luft immer besser. Das wissen Hundebesitzer sicher nur allzu gut. Wer das Glück hat regelmäßig mit oder ohne Hund in den Wald zu gehen, hat jetzt den wissenschaftlichen Nachweis für das, was er schon jahrelang gespürt hat. Nach so einem Spaziergang geht es einem nämlich nicht nur subjektiv besser, sondern auch objektiv. Toll, oder?!
Ein weiterer Aspekt: es kostet nichts! Ein Spaziergang durch den Wald ist (noch) kostenlos und man zieht so viel positiven Nutzen daraus! Außerdem kann das wirklich JEDER! Egal wie (un)sportlich du bist – in den Wald kann es jeder ab und zu mal schaffen.
Wie sieht es denn bei dir aus? Gehst du gerne in den Wald? Wo gehst du am liebsten Spazieren?
Mit diesen tollen Nachrichten wünsche ich dir einen tollen Start ins Jahr 2018!
Quellen
1Park, B. J., Tsunetsugu, Y., Kasetani, T., Kagawa, T., & Miyazaki, Y. (2010). The physiological effects of Shinrin-yoku (taking in the forest atmosphere or forest bathing): evidence from field experiments in 24 forests across Japan. Environmental health and preventive medicine, 15(1), 18.
2Li, Q., Otsuka, T., Kobayashi, M., Wakayama, Y., Inagaki, H., Katsumata, M., … & Suzuki, H. (2011). Acute effects of walking in forest environments on cardiovascular and metabolic parameters. European journal of applied physiology, 111(11), 2845-2853.
3Lee, J., Tsunetsugu, Y., Takayama, N., Park, B. J., Li, Q., Song, C., … & Miyazaki, Y. (2014). Influence of forest therapy on cardiovascular relaxation in young adults. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2014.
4Li, Q. (2010). Effect of forest bathing trips on human immune function. Environmental health and preventive medicine, 15(1), 9-17.