Grünkohl – auch unter dem etwas „hipperen“ Begriff „Kale“ bekannt, gehört zur Zeit zu den Trendgemüsen. Das schöne an diesem teilweise als „Superfood“ bezeichneten Kohl ist, dass er in Deutschland heimisch ist. Daher sind keine langen Transportwege nötig, was natürlich dem Klima zugutekommt! Die Rezepte haben sich etwas verändert – was Oma und Opa nur als deftig kennen, ist heute im Zusammenhang mit „detox„, „abnehmen“, „reinigend“ und „entgiftend“ zu finden. Wer hätte gedacht, dass dieser eher in Norddeutschland beliebte Kohl eine so steile Karriere hinlegt?!
Ich muss zugeben – es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Nein, auch nicht auf den zweiten Blick. Ganz tief in meinem Inneren war jedoch immer eine kleine Stimme, die sagte, dass ich ihm nochmal eine Chance geben sollte. Nach zwei gescheiterten Versuchen hatte ich es schon fast aufgegeben, aber als mich dann eines Tages beim Einkaufen frischer Grünkohl in Bioqualität quasi ansprang, war meine Neugier erneut geweckt.
Ich wurde nicht enttäuscht!
Wer hätte gedacht, dass Grünkohl mir soooooo gut schmecken würde?! – Ich nicht.
Beim ersten Versuch war mein Grünkohl im Glas. Ich wurde schon vorgewarnt, dass er nicht nach viel schmecken würde, weshalb er häufig mit einer kräftigen Wurst oder ähnliches serviert wird. Aber oh je! Dieses nicht nach viel schmeckende Grüne schmeckte mir doch zu intensiv nach „nichts“ mit einem unschönen Nachgeschmack. Egal was ich dazu machte, ich konnte mich mit diesem Glasinhalt überhaupt nicht anfreunden. Und glaube mir, ich bin sonst sehr tolerant (zumindest bei Obst und Gemüse) – mein Mann kann das bestätigen.
Beim zweiten Versuch kaufte ich „erntefrisch tiefgekühlten“ Grünkohl. Der schmeckte schon deutlich besser – ich hatte ihn mir mit Shiitake-Pilzen zubereitet, weil Alisa Vitti das in ihrem Buch „Woman code“ empfohlen hatte.
Aber all das war nichts im Vergleich zu frischem Grünkohl!! Mhhhhh, kann ich nur sagen! Scheinbar wurde mir der frische genau zum richtigen Zeitpunkt vorgestellt, denn mein Körper schrie: „Mehr davon, bitte!!“
Was ist Grünkohl?
Grünkohl mit Pinkel und Kassler
Wenn der Frühling kommt, geht die Grünkohl-Saison zu Ende. Frisch vom Feld kommt er etwa von Ende September bis in den Februar hinein. Noch aber bekommt man das wohl typischste aller Wintergemüse auch frisch angeboten.
Grünkohl (Brassica oleracea convar. acephala var. sabellica) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae oder Cruciferae) und ist somit Teil der großen Familie des Kohls (ähnlich wie Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi, etc.).
Er stammt, wie alle Kohlsorten, vom Wildkohl ab. Ursprünglich kommt der Grünkohl aus dem Mittelmehrraum und wurde vermutlich von den Römern nach Norddeutschland gebracht, wo er heute noch deutlich mehr geschätzt wird als im Süden Deutschlands.
Die Norddeutschen lieben ihn!
Im Gegensatz zum Weißkohl beispielsweise bildet er keinen geschlossenen Kopf. Daher auch der Name: Brassica olearcea acephala (acephala = kopflos). Die Laubblätter sitzen an einem kräftigen Strunk, der bis zu 180 cm in die Höhe wachsen kann. Vom Grünkohl gibt es unendlich viele Sorten, die alle einen etwas anderen Charakter haben – folglich gibt es nicht DEN Grünkohl. Er kommt mal in grün, mal in lila, mal kraus, mal glatt daher.
Grünkohl ist „kopflos“
Sobald der erste Frost übers Land gezogen ist, werden im Norden die ersten Einladungen zum Grünkohlessen ausgesprochen. Häufig ist es üblich das Essen mit einer vorherigen Wanderung, einer sogenannten „Grünkohltour“ oder „Kohl- und Pinkelfahrt“ zu verbinden. Unterwegs werden gerne Spiele wie Boßeln oder Baumstammwerfen oder ähnliches gespielt. Trinkspiele kommen dabei auch nicht zu kurz. Ziel ist im Endeffekt der Gasthof bei dem dann alle gemeinsam Grünkohl traditionellerweise mit Pinkel, einer kräftig gewürzten Wurst, oder Speck genießen.
Je nach Region hat der Grünkohl eigenständige Namen und wird auch als Braun-, Blatt-, Pflück-, Kraus- oder Winterkohl bezeichnet. Es geht auch poetischer: im niedersächsischen heißt es „Oldenburger Palme“ und auf ostfriesisch „Palme des Nordens“.
Ein gesunder Powercocktail
Am bekanntesten ist der Grünkohl für seinen Vitamin C Gehalt. Im rohen Zustand liefert er mehr als doppelt so viel davon wie Zitronen1. Vitamin C (Ascorbinsäure) ist nicht nur ein Radikalfänger, der die Zellen vor oxidativem Stress schützt (Antioxidans) und somit auch vor Krebs. Es übernimmt auch viele Aufgaben im Immunsystem und ist wichtig sowohl für die Wundheilung als auch für verschiedene Wachstumsvorgänge (z.B. Bildung von Bindegewebe). Weiterhin hilft es bei der Aufnahme von Eisen und Kalzium im Darm und ist an der Herstellung verschiedener Hormone beteiligt.
Ein Vitamin C-Booster
Für ein Gemüse hat diese Kohlart mit ca. 3 bis 4 g auf 100 g relativ viel Eiweiß (Protein)1. Ohne Proteine (Eiweiß) gibt es kein gesundes Leben. Eiweiße liefern unsere unentbehrlichen Reparatur- und Baustoffe (mehr dazu HIER). Sind Pflanzen vielleicht sogar das bessere Fleisch? – mehr dazu HIER.
Grünkohl ist die beste Pflanzenmedizin gegen Osteoporose: mit seinem Kalzium-Gehalt von ca. 250 mg pro 100 g rohem Grünkohl kann er richtig glänzen1. Zum Vergleich: 100 ml Vollmilch enthalten ca. 125 mg Kalzium. Mit anderen Worten: 100 g roher Grünkohl liefern genauso viel Kalzium wie 2 Gläser Vollmilch.
Beste Pflanzenmedizin gegen Osteoporose
Das viele Kalium im Grünkohl hilft Wasseransammlungen aus dem Körper herauszuschwemmen und kräftigt somit Niere, Blase und Herz1.
Hilft Wasseransammlungen aus dem Körper herauszuschwemmen
Mit seinem beta-Carotin Gehalt, seinen Ballaststoffen, seinen zahlreichen B-Vitamin-Vertretern und Mineralstoffen wie Eisen, Magnesium, Phosphor, etc. hilft Grünkohl bei verschiedenen Beschwerden wie u.a. Hautkrankheiten, Magengeschwüren, Nachtblindheit sowie allgemein beim Aufbau und Wachstum.
Ein weiteres Ass im Ärmel
Die schwefelhaltigen Substanzen (Senföle), die für den leicht scharfen Geschmack verantwortlich sind, können uns vor Krebs schützen, verbessern den Gallenfluss und verringern Leberstauung. Dadurch unterstützt Grünkohl den natürlichen Reinigungs- und Entgiftungsvorgang im menschlichen Körper – auch „detox“ genannt.
Er schützt vor Krebs
Unter den Senfölen hat es besonders das Sulforaphan zu einem hohen Bekanntheitsgrad geschafft, welches vielleicht ein Begriff im Zusammenhang mit Brokkoli ist (mehr dazu HIER). Da es die Abbauprodukte der Senföle sind, die eine schützende Wirkung haben und diese hitzeempfindlich sind, wäre es empfehlenswert Grünkohl so oft wie möglich im rohen Zustand zu verzehren oder zumindest nur leicht zu erhitzen. Ausgiebiges Kochen mögen diese lebensrettenden Substanzen nicht so sehr2.
Wie kann man Grünkohl verwenden?
In Deutschland kennen unsere Großeltern Grünkohl eher deftig zubereitet. Er wurde lange gekocht und dann mit Kassler oder einer Wurst serviert. Den Amerikanern hat er es zu verdanken, dass er jetzt etwas „hipper“ ist. So kamen auch neue Züchtungen auf den Markt, die vielleicht nicht mehr ganz so herb schmecken. Daher wird er inzwischen auch sehr gerne mal roh verzehrt, was besonders in Hollywood gefeiert wird.
Da Grünkohl kaum Fett und Kalorien enthält, lieben gesundheits- und figurbewusste US-Amerikaner ihren „Kale“ (=Grünkohl) zum Beispiel als besonders vitaminreichen Rohkost-Salat, in der Quiche oder in Smoothies. Mit den richtigen Gewürzen schmecken Grünkohlblätter sogar als „Kale-Chips“.
Als gegartes Gemüse schmeckt Grünkohl sowohl gedämpft, blanchiert, gekocht oder auch geschmort. So lässt sich beispielsweise eine leckere Grünkohlsuppe oder ein herzhafter Gemüseeintopf zubereiten.
In jedem Fall gilt: je schonender der Grünkohl zubereitet wird, desto grösser ist der Nutzen seiner Inhaltsstoffe.
Fazit
Grünkohl ist zu Recht ein Trendgemüse. Dass er zusätzlich noch in Deutschland heimisch ist, ist natürlich phenomenal. Saisonal, regional, in Bio-Qualität – alles ist möglich!
Unsere Großeltern kennen das Gemüse hauptsächlich aus deftigen Rezepten, aber man kann es auch leicht und erfrischend zubereiten wie man an den neueren Rezepten sieht. Mit seinen vielen tollen Inhaltsstoffen kann Grünkohl eine echte Bereicherung für unseren Körper sein.
Nun kann ich natürlich nicht sagen, ob meine persönliche Abneigung gegen den Grünkohl im Glas an der Zubereitungsart oder vielleicht an der Sorte lag. Da frischer Grünkohl jedoch sowieso deutlich mehr Nährstoffe hat, bleibe ich einfach bei dem was mir schmeckt. Mein Körper wird schon wissen warum er den frischen deutlich lieber mag:) Besonders gerne füge ich ihn in einen morgendlichen Smoothie.
Dennoch gilt wie immer: vielfältige Ernährung ist für uns am besten!! Das heißt: auch wenn Grünkohl toll ist, bring Abwechselung rein – versteife dich nicht nur auf eine Sache! Wir haben so viele tolle Gemüsesorten – da wäre es schade die anderen unter den Tisch fallen zu lassen!
Wie sieht es bei dir aus? Magst du Grünkohl? Wenn je, wie?! War es Liebe auf den ersten Blick?
Quellen
1USDA
2Sikora, E., & Bodziarczyk, I. (2012). Composition and antioxidant activity of kale (Brassica oleracea L. var. acephala) raw and cooked. Acta scientiarum polonorum. Technologia alimentaria, 11(3).
3Wieczorek, M. N., & Jeleń, H. H. (2019). Volatile Compounds of Selected Raw and Cooked Brassica Vegetables. Molecules, 24(3), 391.
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