Das Ei und Ostern gehören einfach zusammen. Als Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben (Frühling, alles blüht) werden Eier gerne bunt bemalt, eingefärbt, gegessen und gesucht. Nicht nur Kinder erfreuen sich dieser Tradition, auch Erwachsene erstellen sehr kunstvoll gestaltete Eier.
Leider schwingt auch immer etwas Negatives mit, denn viele denken bei Hühnereiern an das böse Cholesterin was schließlich zu Herzkreislauferkrankungen führen soll und im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt.
Stimmt das denn? Muss ich mir Gedanken machen, wenn ich mein Frühstücksei genießen möchte?
Das Ei als Superfood
Eier sind ein tolles Nahrungsmittel. Hinter der Schale verstecken sich viele wichtige Vitamine, wie beispielsweise die Vitamine D, E und K, aber auch Mineralstoffe wie Selen, Zink, Eisen, Jod und noch weitere. Carotinoide sind ebenfalls enthalten1. Als Vorläufer des Vitamin A sind sie besonders wichtig fürs Auge (Retina). Um Carotinoide aufzunehmen ist Fett nötig und da im Ei auch Fettsäuren enthalten sind, ist die Resorption (Aufnahme über die Darmwand) hierbei besonders günstig.
Das Ei enthält außerdem noch
- hochwertiges Eiweiß, weshalb es sich großer Beliebtheit besonders unter Sportlern erfreut, die Muskeln aufbauen wollen,
- wenig Kohlenhydrate und
- sowohl gesättigte als auch ungesättigte Fettsäuren. Je nachdem was den Hennen gefüttert wurde, können auch die Eier einen Beitrag zur Omega-3-Fettsäure Aufnahme leisten2,3.
Besonders teuer ist das Ei auch nicht. Also rundum ein tolles Nahrungsmittel.
Trotzdem konnte man lange Empfehlungen lesen und hören wie: „Nicht mehr als 3 Eier in der Woche.“ Manch einer machte sich sein Omelette nur noch mit dem Eiweiß und warf das Eigelb weg aus Angst vor Cholesterin.
Warum ist das Ei in Verruf geraten?
Das Cholesterin und das Ei
Aufgrund einer Studie im Jahre 1913 wurde das Ei mit Cholesterin in Verbindung gebracht. Der russische Wissenschaftler Anitschkow hatte damals in Tierversuchen mit Kaninchen gezeigt, dass die Verfütterung von Cholesterin zu einer Schädigung der Arterien führte. Dazu wurde Eigelb an Kaninchen verfüttert. Deren Blutcholesterinwerte erhöhten sich erheblich und nach weiteren Versuchen kam er zu der Erkenntnis, dass das Cholesterin für die Schädigung der Arterien verantwortlich sei. Dies war die Geburtsstunde des bösen Cholesterins. Seine Schlussfolgerung war, dass die Aufnahme von Cholesterin über die Nahrung den Blutcholesterinspiegel erhöhen würde. Ein erhöhter Blutcholesterinspiegel wiederum sollte zu Herzkreislauferkrankungen führen, welche zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland zählen4. Da Eier bzw. das Eigelb relativ viel Cholesterin enthalten, sollte der Verzehr von Eiern eingeschränkt werden.
Doch dies zu Unrecht!
Ein Schwachpunkt dieser Studie war unter anderem das Versuchstier. Kaninchen sind nämlich Pflanzenfresser. Da Cholesterin jedoch nur in tierischen Lebensmitteln vorhanden ist, reagieren Kaninchen besonders empfindlich auf Cholesterin.
Auch bei den nachfolgenden Studien werden jetzt rückblickend ein paar Denkfehler aufgedeckt. Anfangs wurde bei der Bewertung des Blutcholesterinspiegels nur der LDL-Spiegel (Low-Density-Lipoprotein) angeschaut – und dieser stieg bei der Aufnahme von Nahrungscholesterin. Später jedoch wurde festgestellt, dass neben dem LDL-Spiegel auch der HDL-Spiegel (High-Density-Lipoprotein) stieg. Somit war das Verhältnis von LDL zu HDL wieder gleich, wodurch auch kein erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen bestand5.
Freispruch für das Ei
Heute, mehr als 100 Jahre später, sieht man jedoch KEINEN Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Eiern und einem erhöhten Risiko an Herzkreislauferkrankungen zu erkranken6,8.
Im Gegenteil. Eier können sogar eine gesunde, ausgewogene Ernährung unterstützen/ergänzen7.
Wichtig ist zu unterscheiden: Cholesterin welches über die Nahrung aufgenommen wird und Cholesterin welches im Blut gemessen wird.
Das über die Nahrung aufgenommene Cholesterin beeinflusst den Blutcholesterinwert nur in sehr geringem Maße, da der Körper einen Mechanismus hat mit dem er diesen anpassen kann. Das heißt, nimmt Herr Meyer besonders viele Nahrungsmittel mit Cholesterin zu sich, kann der Körper seine eigene Produktionsstätte an Cholesterin herunterfahren bzw. es wird nicht so viel Cholesterin aus der Nahrung aufgenommen.
Wenn Herr Meyer´s Körper eine Zeitlang keinen Zugang zu Nahrungsmitteln mit Cholesterin hat, kann der Körper seiner Werkstatt sagen, dass wieder mehr Cholesterin produziert bzw. aufgenommen werden muss.
Neben der Menge an Cholesterin im Essen haben noch viele andere Faktoren und Ernährungsgewohnheiten Einfluss auf den Blutcholesterinwert. Außerdem reagieren die Menschen individuell sehr unterschiedlich auf Nahrungsmittelcholesterin8.
Ob Cholesterin also DER Schlüsselfaktor von Herzkreislauferkrankungen ist oder vielleicht nur einer von vielen, muss die Wissenschaft noch heraus finden. Fest steht aber, dass Eier nicht auf ihr vermeintlich böses Cholesterin reduziert werden sollten. Eier können durchaus zu einer gesunden Ernährung beitragen.
Fazit
Lasst euch das Ei schmecken!! Das Ei ist leider zu Unrecht in Verruf geraten. Bei einer gesunden Ernährung mit wenigen (oder gar keinen) Transfettsäuren und moderaten gesättigten Fettsäuren gibt es keinen Grund zur Sorge.
Aber wie so häufig: die Dosis macht das Gift! Man muss es nicht übertreiben.
Mit diesem schönen Freispruch fürs Ei wünsche ich euch schöne und hoffentlich sonnige Osterfeiertage!
Quellen
1Miranda, J. M., Anton, X., Redondo-Valbuena, C., Roca-Saavedra, P., Rodriguez, J. A., Lamas, A., Franco, C., Cepeda, A. (2015). Egg and Egg-Derived Foods: Effects on Human Health and Use as Functional Foods. Nutrients, 7(1), 706–729. doi.org/10.3390/nu7010706
2Fraeye, I.; Bruneel, C.; Lemahieu, C.; Buyse, J.; Muylaert, K.; Foubert, I. Dietary enrichment of eggs with omega-3 fatty acids: A review. Food Res. Int. 2012, 48, 961–969. doi:10.1016/j.foodres.2012.03.014
3Bruneel, C., Lemahieu, C., Fraeye, I., Ryckebosch, E., Muylaert, K., Buyse, J., Foubert, I., Impact of microalgal feed supplementation on omega-3 fatty acid enrichment of hen eggs, Journal of Functional Foods, Volume 5, Issue 2, April 2013, Pages 897-904, ISSN 1756-4646, doi.org/10.1016/j.jff.2013.01.039.
4https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen.html;jsessionid=E9642CFC406FC84F0EEC7EBD1C716ED5.cae1#Tabellen; Aufgerufen am 23.03.2016
5McNamara, D.J. Dietary cholesterol and atherosclerosis. Biochim. Biophys. Acta 2000, 1529, 310–320.
6Rong Ying, Chen Li, Zhu Tingting, Song Yadong, Yu Miao, Shan Zhilei et al. Egg consumption and risk of coronary heart disease and stroke: dose-response meta-analysis of prospective cohort studies BMJ 2013; 346 :e8539
7Fernandez M.L. Effects of eggs on plasma lipoproteins in healthy populations. Food Funct. 2010; 1:156–160. doi: 10.1039/c0fo00088d
8Fuller, N.R., Sainsbury, A., Caterson, I.D., Markovic, T.P. Egg Consumption and Human Cardio-Metabolic Health in People with and without Diabetes. Nutrients 2015, 7, 7399-7420; doi:10.3390/nu7095344
Hallo,
ein informativer Artikel. Danke dafür :) Da werden sich meine FB-Follower am Sonntag sicherlich drüber freuen. Denn du hast recht, Eier und Ostern gehören einfach zusammen.
Liebe Grüße
Alexandra
Sehr gerne liebe Alexandra!!:) Freut mich, dass er dir gefällt! Und natürlich sehr gerne auf FB teilen!!:) Schöne Ostern wünsche ich dir!!