Seit Jahren wird der Fokus auf das Kalorienzählen gelegt, wenn es um das Thema Abnehmen geht. Auf sämtlichen Lebensmitteln ist die Anzahl der Kilokalorien vermerkt, wodurch der Verbraucher, wenn er denn möchte, mit diesen Zahlen herum jonglieren kann/darf.
Welche Strategie man verfolgt um die Kilos purzeln zu lassen, ist individuell verschieden. Die einen schwören auf eine kohlenhydratarme Ernährung, die anderen sind der Überzeugung, dass der Verzicht auf Fett die Lösung wäre. Manch einer kauft sich teure Pulver um damit eine Mahlzeit zu ersetzen. All das nur um die tägliche Kalorienzahl zu reduzieren und so hoffentlich Gewicht zu verlieren. Aber ist das der richtige Weg?! Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis: NEIN, es ist nicht der richtige Weg.
Es geht nicht um die Kalorienzahl
Wer Abnehmen möchte, muss etwas an seiner Ernährung ändern – das steht außer Frage. Aber gibt es eine Strategie, die für alle passt?
Wir alle kennen die Geschichten von Diäten, die bei Person A wunderbare Erfolge gebracht haben, Person B daran jedoch schier verzweifelt und eventuell sogar noch zu nimmt. Woran liegt das?
Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat in einer sehr aufwendigen Studie untersucht, was besser ist: auf Kohlenhydrate zu verzichten (low-carb) oder den Fettanteil (low fat) seiner Nahrung so gering wie möglich zu halten.
Neu an dieser Studie war, dass den Teilnehmern keine bestimmte Kilokalorienzahl vorgegeben wurde. Die Teilnehmer haben mehrere Unterrichtseinheiten besucht in denen ihnen gezeigt wurde mit welchen gesunden Nahrungsmitteln sie satt werden könnten. Dabei lernten sie unverarbeitete Nahrungsmittel mit einer hohen Nährstoffdichte zu wählen. So häufig wie möglich sollten sie ihre Mahlzeiten zu Hause zubereiten und wichtig war auch, dass sie nicht hungern sollten. Je nachdem in welcher Gruppe die Teilnehmer waren lernten sie welche Nahrungsmittel fettarm bzw. kohlenhydratarm sind.
Süße Getränkte, Fruchtsäfte, weißer Reis und Weißbrot enthalten beispielsweise kaum Fett. Aber die „low-fat“ Teilnehmer sollten diese außen vor lassen. Stattdessen wurde ihnen beigebracht, wie sie diese mit gesünderen Alternativen ersetzen können. In den Unterrichtseinheiten wurde der fettarmen Gruppe empfohlen lieber braunen Reis, Hafer, Quinoa, Hülsenfrüchte und frisches Obst und Gemüse zu essen.
Der Gruppe, die sich kohlenhydratarm ernähren sollte, wurden Nahrungsmittel wie Oliven, Avocados, Käse, Nüsse, Samen, Gemüse und ähnliches vorgestellt und empfohlen.
Die Teilnehmer lernten ebenfalls wie sie ihre Ernährungsumstellung über die Dauer der Studie (12 Monate) durchhalten. So sollten sie bewusst ihre Nahrung genießen und nicht nebenbei im Auto oder vorm Fernseher essen. Sie sollten sich satt essen. Sportliche Betätigung wurde ebenfalls empfohlen, allerdings reichte moderates Training.
Ziel war also eine gesunde und nährstoffreiche Kost ohne zu hungern. Die Kalorienzahl wurde dabei komplett außen vor gelassen.
Ergebnis der Studie
Beide Gruppen verzeichneten im Durchschnitt einen Gewichtsverlust von ca. 6 kg. Aber nicht nur das: in beiden Gruppen war eine Verbesserung vieler Gesundheitsfaktoren wie Taillenumfang, Körperfettanteil, Blutdruck und Blutzuckerwerte zu finden.
Auch wenn in beiden Gruppen im Durchschnitt ein Gewichtsverlust zu verzeichnen war, bedeutet das nicht, dass alle Studienteilnehmer gleich viel an Gewicht verloren. Es gab auch Studienteilnehmer, die zugenommen haben, dafür haben andere knapp 30 kg verloren. Wir erinnern uns an den Statistikunterricht aus der Schule: Ausreißer gibt es immer!
Die Autoren der Studie folgerten, dass man wohl nicht eine Diät für alle finden wird. Der eine wird mit mehr Kohlenhydraten besser klarkommen, der andere fühlt sich fitter mit mehr Avocado.
Was lernen wir aus der Studie?
Wie bei so vielen Studien wurde eine Frage beantwortet, aber gleichzeitig kommen unendlich viele neue Fragen auf. Kann man vorher wissen, wer wie auf welche Ernährungsweise reagieren wird? Kann man das am Genom sehen?
Die Studie hat auch versucht einen Zusammenhang zwischen bestimmten Genen und der Insulinreaktion zu finden, aber es war keiner zu sehen. Ob man vielleicht andere Gene als Referenz nehmen muss oder andere Faktoren dabei wichtig sind, muss noch untersucht werden.
Es bleibt spannend.
Was jedoch auch wieder deutlich wurde: wer achtsam und aufmerksam isst, wird merken welche Nahrungsmittel ihm gut tun. Dabei ist es wichtig auf vollwertige Nahrungsmittel zurückzugreifen, damit unser Körper nicht von Zusatzstoffen, hohem Zuckergehalt oder anderen Faktoren hinters Licht geführt werden kann.
Lernt man sein natürliches Hungergefühl zu deuten, so ist es verlässlicher als jeder noch so wissenschaftliche Test. Höre in deinen Körper – er redet mit dir!
Fazit
Egal für welche Ernährungsweise du dich entscheidest: wähle vollwertige Lebensmittel, zähle lieber die Nährstoffe anstelle der Kalorien und finde Nahrungsmittel, die dir gut tun.
Als Grundregel kann man formulieren: so wenig wie möglich industriell verarbeitete Lebensmittel verzehren. Das war den Autoren in der Studie besonders wichtig und das brachte auch scheinbar den Erfolg.
Ach, wie schön, wenn sich meine persönlichen Erfahrungen mit Studien decken. :)
Wie geht es dir? Hast du auch ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder siehst du das komplett anders?
Quelle
Gardner, C. D., Trepanowski, J. F., Del Gobbo, L. C., Hauser, M. E., Rigdon, J., Ioannidis, J. P., … & King, A. C. (2018). Effect of low-fat vs low-carbohydrate diet on 12-month weight loss in overweight adults and the association with genotype pattern or insulin secretion: the DIETFITS randomized clinical trial. Jama, 319(7), 667-679.
Hallo Nadine,
mit großer Freude verfolge ich seit längerem deinen Ernährungs-Blog :)
Ich möchte dir aus Herzensangelegenheit nun mein Projekt vorstellen, da ich denke dass es gut zu deinen Lesern passen könnte:
http://www.im-augen-blick.com
Ein Seminar-Wochenende mit Workshops zum Thema bewusste Ernährung, digitale Balance, Achtsamkeit, Yoga, Meditation & Wellness.
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Ich würde mich wahnsinnig freuen wenn du uns in deinem Blog erwähnen könntest oder vielleicht sogar selbst mal vorbei schaust ;)
Liebste Grüße,
Sebastian