Aus der asiatischen Küche ist er nicht mehr wegzudenken, aber auch der Fernsehkoch Alfons Schuhbeck schwört auf ihn: Ingwer! Ob als Knolle oder als Pulver, dieses Gewürz ist mit seiner leichten Schärfe und gleichzeitig zitronigen Note überall einsetzbar! Als sehr wirksame „Magendroge“ gegen sämtliche Arten von Übelkeit sollte er in keiner Reiseapotheke fehlen.
Ingwer – ein Weltenbummler
Ingwer (Zingiber officinale) ist ein weltweit bekanntes Gewürz und gehört neben Kurkuma und Kardamom zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae).
Als Heilmittel wird Ingwer schon seit über 2500 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet. Im Ayurveda, der traditionellen indischen Medizin, wird er unter anderem gegen Arthritis, hohe Cholesterinspiegel und Blutgerinnungsstörungen eingesetzt1.
Ähnlich wie beim Kurkuma wird im täglichen Sprachgebrauch häufig von der „Ingwerwurzel“ gesprochen, was botanisch gesehen jedoch nicht ganz korrekt ist – es ist ein Rhizom. Die Knolle, die wir verzehren, gehört noch zur Sprossachse.
Frisch, als Pulver, kandiert oder doch ganz anders?!
Die gelbe Knolle gibt es in den verschiedensten Variationen. Ob eingelegt, kandiert, als Saft, in Pulverform, getrocknet oder in meiner Lieblingsform: FRISCH – Ingwer macht aus jedem Gericht oder Getränk etwas Besonderes! Mit seiner fruchtigen Schärfe ist er nicht nur vielfältig einsetzbar sondern kann auch bei vielen Krankheiten vorbeugend oder akut helfen.
Hinweis: Beim Trocknen entsteht ein Abbauprodukt des Scharfstoffs Gingerol, welches noch schärfer ist. Daher ist getrockneter pulverisierter Ingwer deutlich schärfer als die frische Knolle. Vorsicht beim Würzen!
Die Wirkung ist vielfältig
Ingwer wird bei vielen Beschwerden eingesetzt – besonders der Magen bzw. die Verdauung profitieren von seinen Inhaltsstoffen. So hilft er gegen Blähungen, (Reise-) Übelkeit, Brechreiz, Magenschmerzen, Magengeschwüre, bakterielle Ruhr und Verdauungsstörungen2. Aber auch seine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung machen ihn interessant – sowohl für die Wissenschaft als auch für den täglichen Verzehr.
Nachdem viele Krankheiten mit Entzündungsreaktionen in Verbindung gebracht werden konnten, wie zum Beispiel Diabetes, Rheuma, Arthritis und viele mehr, ist Ingwer mit seiner entzündungshemmenden Wirkung ein sehr zu empfehlendes Hausmittel. Besonders im Zusammenhang mit Rheuma und Arthritis wurden positive Ergebnisse erzielt5. Aber auch im Hinblick auf die steigende Zahl der Krebserkrankungen ist Ingwer ein häufig unterschätztes Mittel.
Ingwer bei Übelkeit und Brechreiz
Normalerweise sind Übelkeit und Brechreiz ein Anzeichen dafür, dass etwas im Körper nicht stimmt. Liegt etwas im Magen „quer“, folgen häufig Würgen und eventuell Erbrechen, was eine natürliche Schutzreaktion des Körpers ist – er möchte den Feind so schnell wie möglich eliminieren. Erbrechen ist ein koordinierter physiologischer Prozess, den der Körper nur in Notsituationen nutzt. Meistens fühlt man sich danach besser, in sehr großem Ausmaß kann Erbrechen jedoch auch lebensgefährlich werden, da viele Nährstoffe dabei verloren gehen.
Ingwer kann bei Chemotherapien helfen – sowohl gegen Übelkeit als Nebenwirkung der Medikamente als auch im Kampf gegen Krebszellen!
Bei einer Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen eine der häufigsten Nebenwirkungen der zelltoxischen (zellabtötenden) Medikamente. Hierbei hat sich Ingwer als sehr wirksames und hilfreiches Mittel herausgestellt3.
Gleichzeitig zeigt er sich zelltoxisch (zelltötend) bei verschiedenen Krebszellen. Eine perfekte Kombination!
Seine antikanzerogene Wirkung5 konnte in vitro ( = „im Reagenzglas“ womit Versuche in Zellkulturen gemeint sind) schon bei diversen Krebsarten gezeigt werden. Sein heilsamer Effekt wurde bei Lungen-, Darm-, Haut- Pankreas-, Prostata-, Eierstock-, Leber-, Brustkrebs und weiteren Krebserkrankungen nachgewiesen5.
Da dieses Gewürz so gut wie keine Nebenwirkungen hat, wird es gerne als Begleitmaßnahme empfohlen.
Aber wie immer, muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und schauen wie SEIN Körper darauf reagiert.
Reiseübelkeit lindern
Viele Menschen leiden unter Reiseübelkeit. Schaukelnde Bewegungen wie im Zug, Auto, Flugzeug oder auch auf dem Schiff bringen das Gleichgewichtsorgan im Ohr durcheinander. Manche reagieren darauf mit Übelkeit, Brechreiz oder auch Kreislaufproblemen. Wer diese Probleme hat, sollte nicht lange warten und sofort reagieren. Kandierte Ingwerstücke oder Ingwer in Kapselform können lindernd helfen3 , ebenso wie Bewegung und frische Luft.
Ingwer in der Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft kämpfen viele mit Übelkeit, meistens mit morgendlicher. Übelkeit in der Schwangerschaft ist etwas ganz natürliches. Es zeigt, dass sich das Immunsystem der Mutter mit dem neuen „Fremdkörper“ (dem Baby) auseinander setzt. Das flaue Gefühl im Magen ist dennoch nicht sehr angenehm, vor allem wenn es zu Erbrechen führt.
Ingwer hat sich da als natürliches Hausmittel sehr bewährt4.
Dosis aus der Studie: 1 g Ingwerextrakt in Pulverform, was ungefähr 1 Teelöffel (5g) frischem Ingwer entspricht, oder 2 ml flüssigem Ingwerextrakt4.
Wer gerne Ingwertee trinkt, kann ohne Nebenwirkungen 4 Tassen á 237 ml trinken4.
Dabei wird ½ TL frischer gehackter oder geriebener Ingwer mit heißem Wasser überbrüht. Nach 5 bis 10 Minuten kann der Tee dann nach Belieben gesüßt und schluckweise genossen werden.
Da Ingwer in hohen Dosen Uteruskontraktionen auslösen kann (muss nicht!!), sollten 4 g (Ingwerextrakt in Pulverform) pro Tag nicht überschritten werden4.
Hinweis: Egal ob Schwanger oder nicht, bis zu 4 g Ingwer täglich sind nicht schädlich (laut Studienergebnissen). Das bedeutet jedoch nicht, dass eine höhere Dosierung schädlich ist – es wurden nur noch keine Studien zu höheren Dosierungen durchgeführt (nach meinen Recherchen).
Die Schärfe stärkt Herz und Kreislauf
Der scharfe Geschmack des Ingwers ist auf seinen Scharfstoff Gingerol zurückzuführen. Chemisch gesehen ist der Stoff eng verwandt mit Capsaicin und Piperin, den Stoffen die Chilischoten und schwarzem Pfeffer ihre Schärfe verleihen.
Gingerol und seine Analoga verdünnen das Blut, hemmen die Blutgerinnung und schützen somit vor Thrombosen und Herz-Kreislauferkrankungen5.
Worauf man beim Kauf achten sollte
Die frische Ingwerknolle sollte fest sein, eine relativ glatte Haut und keinen Schimmel haben. Im Kühlschrank hält sie sich am Stück 3 bis 4 Wochen.
Pulverförmiger Ingwer sollte in einem verschießbaren Gefäß (am besten Glas) an einem trockenen dunklen Ort aufbewahrt werden.
Anwendungsbeispiele
Sämtliche Pfannengerichte, Reisgerichte und auch Hülsenfrüchte können mit Ingwer wunderbar ergänzt werden. Mit einem Sparschäler oder einem Löffel lässt sich die dünne Schale der frischen Knolle gut entfernen. Anschließend in kleine Würfel schneiden und unter das Gericht mischen.
Tipp: Wer auf Bio-Qualität beim Ingwer achtet, muss diesen nicht unbedingt schälen. Viele Nährstoffe sitzen unmittelbar unter der Schale. Das Rhizom unter kaltem Wasser kurz abspülen und anschließend klein schneiden.
Ein kleines Stückchen Ingwer im Smoothie bringt eine wunderbar leichte Schärfe mit hinein, aber auch in warmen Gerichten zu Reis, Kichererbsen, Linsen, Suppen, Fleisch und Fischgerichten macht sich dieses Gewürz zauberhaft.
Sein Geschmack ergänzt Marmeladen, Kekse und Kuchen fabelhaft!
Ingwertee wärmt von innen. Dazu 2 bis 3 Scheiben der Ingwerknolle mit einem Liter heißem Wasser überbrühen und 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Mit der Ingwermenge solltet ihr variieren und herausfinden was euch am besten schmeckt. Mal mehr Schärfe, mal weniger?!
Honig (oder andere Süßungsmittel), etwas Zitronensaft und eventuell noch etwas frische Minze fügen eine schöne Geschmacksnote hinzu.
Alternativ kann überall natürlich auch die getrocknete Pulverform des Ingwers verwendet werden. Beachte dabei jedoch, dass der getrocknete Ingwer deutlich schärfer ist als der frische.
Fazit
Ingwer sollte in keiner Reiseapotheke fehlen, da er bei vielen Formen von Magen- und Darmbeschwerden Linderung verschafft. Aus persönlicher Erfahrung kann ich ihn besonders auf hoher See wärmstens empfehlen! ;)
Aber auch zu Fisch und Fleischgerichten oder als Tee ist er ein tolles Gewürz, was bei uns im Kühlschrank nie fehlen darf!
Quellen
1Kemper, K. J. (1999). Ginger (Zingiber officinale). Longwood Herbal Task Force, Availabe at: https://www. mcp. edu/herbal/default. htm, 1-18
2Haniadka, R., Saldanha, E., Sunita, V., Palatty, P. L., Fayad, R., & Baliga, M. S. (2013). A review of the gastroprotective effects of ginger (Zingiber officinale Roscoe). Food & Function, 4(6), 845-855.
3Palatty, P. L., Haniadka, R., Valder, B., Arora, R., & Baliga, M. S. (2013). Ginger in the prevention of nausea and vomiting: a review. Critical reviews in food science and nutrition, 53(7), 659-669.
4Ding, M., Leach, M., & Bradley, H. (2013). The effectiveness and safety of ginger for pregnancy-induced nausea and vomiting: a systematic review. Women and Birth, 26(1), e26-e30.
5Semwal, R. B., Semwal, D. K., Combrinck, S., & Viljoen, A. M. (2015). Gingerols and shogaols: important nutraceutical principles from ginger. Phytochemistry, 117, 554-568.