Die „verbotene Frucht“, welche im Paradies zum Sündenfall führte, war wahrscheinlich kein Apfel, sondern ein Granatapfel. Der Granatapfel ist eines der ältesten Obstgehölze der Menschheit und wurde bereits in den orientalischen Ländern des Altertums angebaut und verehrt.
Seiner vielen Samenkerne wegen gilt er als Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, aber auch für Macht (Reichsapfel), Blut und Tod. Als natürliches Medikament wurde er traditionell bei Durchfall und Wurmerkrankungen eingesetzt – seine sekundären Pflanzenstoffe sollen Krankheiten wie Herzinfarkt und sogar Krebs vorbeugen – und gleichzeitig ist er sooo köstlich!
Was steckt tatsächlich in dem Granatapfel und welche heilende Wirkung hat er? Was sagt die Wissenschaft? Und ganz wichtig: wie löst man die Kerne heraus ohne die Küche danach renovieren zu müssen?
Der Granatapfel (Punica granatum)
Seinen Namen verdankt der Granatapfel seinem interessanten Inneren. Die purpurrote Frucht enthält eine große Menge an Samen – lat. granatus = körnig, kernreich. Die Bezeichnung „punica“
leitet sich von lateinisch punicus ab und weist auf die Herkunft aus der römischen Provinz „Punien“ hin, aus der die Phönizer = Punier die Frucht importierten. Der Name bedeutet also „kernreiche Frucht aus Phönizien“.
Ursprünglich kommt diese blutrote Frucht aus Südwestasien und wird heute im gesamten Mittelmeerraum (vor allem Spanien, Israel, Ägypten und Türkei) und Asien angebaut1.
Die Familie der Granatapfelbäume (Punicaceae) besteht nur aus der Familie Punica, die ihrerseits nur aus zwei Arten besteht.
Der Granatapfel im historischen Sinne
Im Laufe der Jahrhunderte durfte der Granatapfel schon verschiedenste Rollen übernehmen:
- Die „verbotene Frucht“, die im Paradies zum Sündenfall führte, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Apfel, sondern ein Granatapfel.
- Wenig bekannt ist, dass das erfolgreichste Dekor der Meissener Porzellan-Manufaktur, im Volksmund „Zwiebelmuster“genannt, gar keine Zwiebel darstellen sollte. Die Maler wählten damals als Symbole für Fruchtbarkeit, Reichtum und Unsterblichkeit Granatäpfel, Pfirsiche, Päonien (Pfingstrosen) und ein Astern-Bambus-Bukett. Aber diese exotischen Früchte kannten die Maler in Meissen nicht, weshalb das Dekor eher der Küchenzwiebel ähnelt3.
- Schale und Saft des Granatapfels werden seit Jahrhunderten als Farbstoffe für Orientteppiche genutzt.
- Durch das Kochen der Frucht erhält man eine pechschwarze Tinte.
- Die Wurzel, die Rinde und die gekochte Schale wurden laut Überlieferungen bis ins Mittelalter als Wurmmittel gegen Bandwürmer eingesetzt. Da diese die Magenschleimhäute stark reizen und Sehstörungen und/oder Erbrechen auslösen können, wird das heute nicht mehr so praktiziert. In höheren Dosierungen kann es auch zu Vergiftungserscheinungen durch die Alkaloide kommen.
- Auch die Handgranate ist nach Granatäpfeln benannt. Wegen ihres Kernreichtums hieß sie auf lateinisch „malumgranatum“ und geht auf den Granatapfel zurück, der ebenso „zerspringt“ und seine Kerne in alle Richtungen verteilt, wenn er mit Gewalt auf den Boden (oder auf eine andere Fläche) aufprallt.
Welche Inhaltsstoffe finden sich im Granatapfel?
Die Inhaltsstoffe sind vielfältig:
Er weist einen extrem hohen Anteil von Polyphenolen auf, allen voran Flavonoide und Tannine. Diese Stoffe wirken unter anderem antioxidativ und schützen den Körper vor Radikalen.
Mit anderen Worten: sie schützen die Körperzellen vor schädlichen Einflüssen, können den Alterungsprozess verlangsamen und entzündungshemmend wirken – das gilt innerlich wie äußerlich.
Granatäpfel enthalten viel Kalium, was wichtig für Muskeln, Herz und Nerven ist. Auch Kalzium, Spurenelemente wie Eisen und Ballaststoffe gehören zu den Inhaltsstoffen. Der Vitamin-C-Gehalt ist vergleichbar mit dem von Blaubeeren2. Die Konzentrationen der einzelnen Inhaltsstoffe können jedoch je nach Anbaugebiet und –bedingungen sehr variieren.
Welche positiven Eigenschaften hat die purpurrote Frucht auf unseren Körper? Was sagt die Wissenschaft?
Der Granatapfel kann besonders mit seiner antioxidativen Wirkung strahlen. Seine zahlreichen Polyphenole und weiteren sekundären Pflanzenstoffe helfen unserem Körper im Kampf bzw. in der Abwehrwehr vieler Krankheiten.
Oxidativer Stress spielt bei vielen Erkrankungen eine Rolle. Dazu gehören unter anderem4
- kardiovaskuläre Krankheiten wie z.B. Atherosklerose, Fettstoffwechselkrankheiten und auch Adipositas (starkes Übergewicht)4,
- chronisch-entzündliche Krankheiten wie z.B. rheumatische Erkrankungen, Darmerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen4,
- degenerative und insbesondere neurodegenerative Erkrankungen wie z.B. Morbus Alzheimer, Katarakt (Grauer Star) oder altersabhängige Makuladegeneration (AMD)4.
- Auch bei der Entstehung von chronischen Lebererkrankungen, insbesondere der Fettleber, spielen oxidative Schädigungen eine entscheidende Rolle.
- Auf die Entstehung und den Verlauf benigner („gutartiger“) und maligner („bösartiger“) Tumore (wie beispielsweise Prostatakrebs, Lungenkrebs, Brustkrebs, Darmkrebs und Hautkrebs) können oxidative Schäden einen wesentlichen Einfluss nehmen4.
Studien haben in diesem Zusammenhang dem Granatapfelsaft viele positive Effekte nachweisen können4. Atherosklerose, Arthrose (chronisch-degenerative Gelenkerkrankung), rheumatische Erkankungen sowie Bakterien- und Pilzbefall konnten mit Granatapfelsaft gelindert oder vorgebeugt werden9.
Ähnlich wie beim grünen und schwarzen Tee sind es unter anderem die vielen Polyphenole im Granatapfel, worunter auch Tannine und Flavonoide fallen, welche auf verschiedenen Ebenen ihre positiven Auswirkungen zeigen. Sie wirken nicht nur antioxidativ und entzündungshemmend, sondern helfen auch den Blutzucker zu stabilisieren und wirken somit (vorbeugend und akut) gegen Diabetes Typ 2.
Granatapfel bei Bluthochdruck
Mehrere Studien konnten auch zeigen, dass Granatapfelsaft bei Hypertonie (chronisch erhöhtem Blutdruck) helfen kann. Es sind jedoch noch weitere Studien nötig bevor dies jedem Patienten empfohlen/verschrieben wird4 bis 7.
Aber wer Granatäpfel mag, kann diese sehr gerne in seine Ernährung (vorbeugend) einbauen. Besonders Menschen mit einem erhöhten Risikofaktor sollten diese Möglichkeit in Erwägung ziehen bevor sie eventuell auf Medikamente angewiesen sind. Bluthochdruck gehört zu den Erkrankungen der man mit einer Veränderung der Lebensumstände (häufig) sehr gut entgegen steuern kann6;8.
Positive Effekte bei Alzheimer und eine schützende Wirkung auf die Fortpflanzungsorgane (Spermienqualität, erektile Dysfunktion und Gebärmutter) konnten Studien ebenso zeigen9.
Wie isst man den Granatapfel?
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Die äussere Haut der Frucht ist lederartig und etwa fünf Millimeter dick. Ihr verdankt es der Granatapfel, dass er wochen-, teilweise sogar monatelang (im Kühlschrank) gelagert werden kann, ohne an Qualität einzubüßen. Im Innern befinden sich kleine essbare Samen, die jeweils von einer saftigen, blassroten und wohlschmeckenden Hülle umgeben sind. Die Frucht wird im Inneren von weissen, stark gerbsäurehaltigen und darum sehr bitteren und ungeniessbaren Trennwänden in Kammern aufgeteilt.
Da die Kerne mit ihrer saftigen blassroten Hülle der geschmackvolle Teil des Granatapfels sind, müssen diese herausgelöst werden. Wer das schon mal versucht hat wird festgestellt haben, dass es schnell in einem „blutigen Massaker“ enden kann, wenn man nicht höllisch aufpasst. Aber es gibt einen Trick!
Wie man die Kerne ganz einfach herauslöst
Das Geheimnis: öffne den Granatapfel unter Wasser!
Fülle eine große Schale mit Wasser. Halbiere den Granatapfel unter Wasser mit einem Messer. Anschließend brichst du Stück für Stück den Granatapfel auseinander – alles während du ihn unter Wasser hälst. Die Kerne werden an den Boden sinken, die weiße Haut schwimmt nach oben. Nachdem du die weiße Haut abgeschöpft hast, schütte den Schüsselinhalt durch ein Sieb. Übrig bleiben die herausgelösten Granatapfelkerne.
Wie kann man den Granatapfel verwenden?
Zusammenfassend kann man also sagen: diese Frucht ist sehr zu empfehlen. Zugegeben, das herauslösen der Granatapfelkerne ist nicht immer ganz einfach. Allerdings gibt es inzwischen für die ganz faulen unter uns sogar tiefgefrorene Granatapfelkerne zu kaufen – die geschmacklich jedoch meiner Meinung nach nicht mit der frischen Variante zu vergleichen sind, aber zur Not wäre das eine Lösung.
Granatapfelkerne schmecken super lecker im Dessert, im Pudding, zu Haferflocken (Rezept hier), im Salat (Rezept hier), aber auch zu Fleisch – insbesondere Wild. Sie sind wirklich sehr vielfältig einsetzbar.
Aus den Kernen wird Saft isoliert, mit Zucker versetzt und heraus kommt der Granatapfelsirup (Grenadine). Dieser ist besonders im Tequila Sunrise und anderen Cocktails wegen seines fruchtigen Geschmacks und seine rote Färbung sehr beliebt.
Aber auch die anderen Teile des Granatapfels, wie zum Beispiel die Schale sowie Granatapfelkernöl finden Anwendung. In der Naturheilkunde werden sie z. B. in Form von Tees, Lotionen und Cremes verwendet.
TIPP: Beim Kauf am besten den schweren Granatapfel wählen – da sind (hoffentlich) schön saftige Kerne enthalten.
Fazit
Der „Paradiesapfel“ ist gespickt mit tollen Inhaltsstoffen – da sollte man sich nicht abschrecken lassen von dem etwas aufwendigen Herauslösen der Kerne. Es lohnt sich – wenn man einen reifen Granatapfel hat!!
Das Wirkspektrum des Granatapfels kann häufig nicht mit einem einzigen Inhaltsstoff assoziiert bzw. in Verbindung gebracht werden. Daher ist – wie bei den meisten Pflanzen – eine hochkonzentrierte Anwendung isolierter Inhaltsstoffe nicht sinnvoll. Vielmehr liegt das Geheimnis des Granatapfels gerade im besonderen Zusammenspiel der zahlreichen Inhaltsstoffe, die eine außergewöhnliche Wirkung erzielen. Also lieber die Kerne essen als zu einem Nahrungsergänzungsmittel greifen. Ist sowieso viel leckerer! :)
Magst du Granatäpfel? Wie verwendest du sie?
Quellen
1Viuda‐Martos, M., Fernández‐López, J., & Pérez‐Álvarez, J. A. (2010). Pomegranate and its many functional components as related to human health: a review. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety, 9(6), 635-654.
2Blaubeeren Inhaltsstoffe, Granatapfelkerne Inhaltsstoffe
3Meißen Zwiebelmuster
4Zarfeshany, A., Asgary, S., & Javanmard, S. H. (2014). Potent health effects of pomegranate. Advanced biomedical research, 3.
5Asgary, S., Sahebkar, A., Afshani, M. R., Keshvari, M., Haghjooyjavanmard, S., & Rafieian‐Kopaei, M. (2014). Clinical evaluation of blood pressure lowering, endothelial function improving, hypolipidemic and anti‐inflammatory effects of pomegranate juice in hypertensive subjects. Phytotherapy Research, 28(2), 193-199.
6Stowe, C. B. (2011). The effects of pomegranate juice consumption on blood pressure and cardiovascular health. Complementary therapies in clinical practice, 17(2), 113-115.
7Asgary, S., Keshvari, M., Sahebkar, A., Hashemi, M., & Rafieian-Kopaei, M. (2013). Clinical investigation of the acute effects of pomegranate juice on blood pressure and endothelial function in hypertensive individuals. ARYA atherosclerosis, 9(6), 326.
8Basu, A., & Penugonda, K. (2009). Pomegranate juice: a heart-healthy fruit juice. Nutrition reviews, 67(1), 49-56.
9Viuda‐Martos, M., Fernández‐López, J., & Pérez‐Álvarez, J. A. (2010). Pomegranate and its many functional components as related to human health: a review. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety, 9(6), 635-654.
Beitragsbild: Photo by Laura on Unsplash
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