Die Zahl der Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit nimmt weiterhin zu. Inzwischen ist es sogar ein weltweites Problem geworden und macht dem des Untergewichts Konkurrenz. Die WHO stuft es bereits als globale Epidemie ein, was ich wirklich erschreckend finde.
Das größte Problem sind allerdings die Folgen des Übergewichts. Die Menschen sind nicht „nur“ dick, sondern es gibt etliche Krankheiten die darauf zurückgeführt werden können, wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Krebs und allen voran Diabetes Typ 21;2. Auch immer mehr Kinder sind bereits übergewichtig.
Es muss sich drastisch etwas ändern – die Frage ist nur WAS? Diäten, die auf Kalorienrestriktion basieren, gibt es schon seit Jahren, aber wie die Zahlen zeigen, führen sie scheinbar nicht zur Lösung des Problems. Was kann man also tun? Kennen wir vielleicht schon eine Antwort?!
KEINE kurzfristigen Diäten ausprobieren
Schaut man sich im Internet oder in Zeitschriften um, scheint es schon unzählige „Antworten“ bzw. „Lösungswege“ zu geben. Abends keine Kohlenhydrate, low carb, Ketogene Ernährung, Vegane Ernährung, jeden Tag ein Glas Wasser mit Apfelessig trinken – es gibt unendlich viele Tipps wie man am besten abnimmt. Manche dieser Empfehlungen haben schon eine richtige Karriere hingelegt, da gewisse Hollywood-Schönheiten auf sie schwören.
Diese Tipps mögen helfen um 1 oder 2 Kilo loszuwerden, damit man im Bikini eine bessere Figur macht. Das Übergewichtsproblem in unserer Gesellschaft sind aber nicht nur 1 oder 2 Kilo, sondern dass es immer mehr Menschen gibt, die stetig zunehmen und 30, 40 oder 50 Kilo zu viel anhäufen. Diese Menschen werden ihre Pfunde mit den „Hollywood-Diäten“ nicht in den Griff bekommen.
Doch warum ist das so?
Kennst du die TV-Sendung „The biggest loser“? Ich muss zugeben, ich kann mir das nicht lange anschauen. 2 Minuten und dann ist bei mir Feierabend. Für mich hat das absolut keinen Unterhaltungswert.
Dennoch hat diese Sendung eine interessante Studie möglich gemacht3. Die Teilnehmer von einer Staffel wurden 6 Jahre nach Staffelende abermalig untersucht. Es ist wohl keine große Überraschung, dass alle der abermals untersuchten Kandidaten wieder zugenommen hatten. Das hat die Wissenschaftler nicht sonderlich überrascht. Dennoch haben die Ergebnisse der Stoffwechseluntersuchungen erstaunt. Das hatte keiner erwartet.
Die Ergebnisse überraschten
Obwohl die Kandidaten alle sehr übergewichtig waren als sie zur TV-Sendung antraten, war ihre Stoffwechselrate im Ruhezustand für das jeweilige Körpergewicht bzw. –größe angemessen. Am Ende der Sendung war die Stoffwechselrate so sehr heruntergefahren, dass im Ruhezustand nicht mehr genügend Kalorien verbrannt wurden um das geringere Gewicht zu halten.
Dass Stoffwechselraten bei Diäten sinken ist den Wissenschaftlern bekannt. Das passiert JEDEM, der versucht mit „Hungern“ Gewicht zu verlieren. Egal ob das Ausgangsgewicht normal, untergewichtig oder übergewichtig ist – wer seinem Körper weniger Energie zur Verfügung stellt als er braucht bzw. gewohnt ist, wird die Stoffwechselrate erst mal in die Knie zwingen. Das ist nichts Neues.
Auch nach 6 Jahren erholte sich die Stoffwechselrate NICHT
Die überwältigende und überraschende Beobachtung war, dass sich die Stoffwechselrate auch über die Jahre NICHT erholte! Die Kandidaten nahmen wieder zu und während sich die Kilos nach und nach anhäuften, blieben die Stoffwechselraten ungefähr auf demselben Niveau wie am Ende der Sendung oder wurden teilweise sogar NOCH langsamer. Die Kandidaten hätten somit laut Berechnungen immer weniger essen müssen allein um ihr Gewicht zu halten3.
Das ist natürlich utopisch! Während unser eins sich ab und zu durchaus ein Stück Kuchen gönnen kann ohne dieses sofort auf der Waage anzutreffen, hätten die Kandidaten noch weniger als im Camp essen müssen allein um ihr Gewicht zu halten. Von weiterhin abnehmen ist da gar nicht die Rede.
Sind „Crash-Diäten“ vielleicht sogar gefährlich?
Absinkende Stoffwechselraten sind wie gesagt nicht ungewöhnlich, doch das Problem ist scheinbar, dass sich der Stoffwechsel nicht erholt – zumindest wenn man so viel in relativ kurzer Zeit abnimmt. Es gibt einige Studien zu diesem Thema7,8,9.
In einer Studie beispielsweise wurde untersucht wie sich die Stoffwechselrate nach 6 bzw. 12 Monaten verhielt8. Dabei wurde die Stoffwechselrate von „The biggest loser“-Kandidaten mit der Stoffwechselrate von Menschen, die sich einer Magenbypass-OP unterzogen, untersucht. Die Teilnehmer beider Gruppen verloren ähnlich viel Gewicht, aber die Stoffwechselrate bei der Magenbypass-OP war nach 12 Monaten höher als bei „the biggest loser“-Kandidaten. Somit hatten diese Personen eine deutlich bessere Chance ihr Gewicht zu halten.
Mit dem Absinken der Stoffwechselrate verändert sich auch der Hormonstatus. So sinkt zum Beispiel das Hormon Leptin, welches bei der Fettverbrennung hilft8, aber auch andere Hormone sind betroffen. Je drastischer Kalorien eingespart werden, desto mehr scheint das den Stoffwechsel zu beeinflussen. Mit anderen Worten: langsames Abnehmen ist deutlich besser als eine Crash-Diät wie bei „The biggest loser“ gezeigt wird. Das hat sicherlich jeder schon gehört, dennoch frage ich mich: ist das die Lösung?
Eine sehr aufwendige und teure, aber scheinbar erfolgreiche Methode Abzunehmen scheint eine Operation zu sein7,8. Eine Magenbypass-OP ist jedoch sehr teuer und auch nicht ohne Risiko, weshalb es besser wäre wenn man eine weniger invasive Lösung finden könnte.
Was machen wir falsch?
Für eine langfristige Gewichtsabnahme sind Crash-Diäten also nicht geeignet. Aber wo liegt das Problem? Sind unsere Abnehm-Empfehlungen überhaupt richtig?4 Erliegen wir zu vielen Verlockungen der Werbung? Manchmal sind sicherlich auch die Gene im Spiel, aber ich denke die Wahrheit wird irgendwo in der Mitte zu finden sein…
Man könnte sich natürlich fragen: wie schafft man es überhaupt erst so dick zu werden? Warum wird nicht früher etwas gemacht?
Die Ärzte (und auch einige Wissenschaftler) sagen uns wir werden dick, weil wir zu viel essen und/oder uns zu wenig bewegen. Die Lösung ist laut ihrer Auffassung das Gegenteil zu tun: also weniger essen und mehr bewegen. Sie argumentieren mit dem „Kalorienaufnahme-Kalorienverbrauch“-Prinzip – auch als „Energiebilanz“ bezeichnet.
Aber ist das die Wahrheit?! Wir sind schon so lange der Meinung, dass das richtig wäre, das wir gar nicht erst hinterfragen, ob die Ärzte recht oder unrecht haben.
Machen wir einen Denkfehler?
Die Frage ist doch: WARUM hat derjenige zu viel gegessen?
Stell dir mal vor du hast einen Raum voller Menschen. Jetzt fragt dich jemand: warum ist dieser Raum so voll? Du antwortest: „Weil mehr Menschen rein gegangen als rausgekommen sind.“
Diese Antwort wird dein Gegenüber bestimmt nicht befriedigen, oder? Denn die Frage bleibt ja trotzdem WARUM? Ist da ein Auftritt von jemandem? Gibt es etwas kostenlos?
Aber mit den Übergewichtigen machen wir das so. Wir sagen ihnen: ihr habt einfach zu viel gegessen, also müsst ihr jetzt weniger essen4.
Die Ursache, warum der Patient mehr isst als er sollte, wird dadurch aber überhaupt nicht angegangen.
Es gibt Studien, die zeigen, dass Insulin ein Schlüsselfaktor sein könnte. Wird Insulin und damit auch das restliche Hormonsystem aus dem Gleichgewicht gebracht, funktioniert der Fettabbau bzw. die Mobilisation von Fett nicht mehr. Dort beginnt dann ein Teufelskreis5:6.
Manche empfehlen das Ganze mit kohlenhydratarmer Ernährung anzugehen (Atkins-Diät, Ketogene Diät, Paleo, etc.) und es gibt auch einige, die damit Erfolg haben. Allerdings gibt es auch Kritiker, die sagen, dass diese Ernährungsweisen zu extrem wären.
Ist das wirklich die Lösung für alle?! Wenn ja, warum empfiehlt das nicht JEDER Arzt?
Mein Vorschlag:
Um den Menschen beim Abnehmen zu helfen, sollte man ihnen zeigen, was sie essen können ohne Kalorien zu zählen. Wir sind so fokussiert auf diese Zahlen, dabei weiß keiner wie akkurat die tatsächlich sind. Die Kalorienangaben bei den Nahrungsmitteln scheinen aber in Stein gemeißelt.
Aus meiner Sicht zieht jedoch jeder Mensch aus ein und demselben Nahrungsmittel unterschiedlich viel Energie, je nachdem, wie sein Stoffwechsel und Verdauungssystem arbeiten. Man sieht schließlich auch bei Medikamenten, dass manche Menschen Nebenwirkungen entwickeln und andere nicht, was meiner Meinung nach ebenfalls auf unterschiedliche Stoffwechsel zurückzuführen ist. Wobei nicht zu vergessen ist, wie sehr auch unser Darm und die in ihm lebenden Bakterien den Stoffwechsel beeinflussen (mehr dazu hier).
Ziel müsste sein, dass die Stoffwechselrate erhöht bleibt. Wie schaffen wir das? Scheinbar nicht mit mehr Sport und weniger Essen…
Wie so häufig wird es sicherlich nicht eine Lösung für alle geben, weil das Problem Übergewicht so vielschichtig ist. Die Medien mit ihren Tipps wie man am schnellsten abnimmt helfen diesem Problem jedoch überhaupt nicht. Ich finde es wirklich alarmierend wie viele Menschen inzwischen mit ihrem Gewicht kämpfen. Da muss sich wirklich etwas ändern.
Wie siehst du das Thema? Bist du der Meinung, dass Kalorienangaben auf den Nahrungsmitteln uns weiterhelfen das Problem des Übergewichts zu lösen? Oder ist ein komplett neuer Ansatz nötig? Wo liegt deiner Meinung nach das grundlegende Problem an unserem steigenden Übergewicht?
Ich freue mich darauf deine Meinung zu hören!
Quellen
1Tsigos, C., Hainer, V., Basdevant, A., Finer, N., Fried, M., Mathus-Vliegen, E., … & Toplak, H. (2008). Management of obesity in adults: European clinical practice guidelines. Obesity facts, 1(2), 106-116.
2 Deutsches Ärzteblatt aufgerufen am 16.03.2019
3Fothergill, E., Guo, J., Howard, L., Kerns, J. C., Knuth, N. D., Brychta, R., … & Hall, K. D. (2016). Persistent metabolic adaptation 6 years after “The Biggest Loser” competition. Obesity, 24(8), 1612-1619.
4Mühlig, Y., Wabitsch, M., Moss, A., & Hebebrand, J. (2014). Weight loss in Children and Adolescents: a systematic review and evaluation of conservative, Non-Pharmacological obesity treatment programs. Deutsches Ärzteblatt International, 111(48), 818.
5Zeyda, M., & Stulnig, T. M. (2009). Obesity, inflammation, and insulin resistance–a mini-review. Gerontology, 55(4), 379-386.
6Kahn, B. B., & Flier, J. S. (2000). Obesity and insulin resistance. The Journal of clinical investigation, 106(4), 473-481.
7Furet, J. P., Kong, L. C., Tap, J., Poitou, C., Basdevant, A., Bouillot, J. L., … & Rizkalla, S. (2010). Differential adaptation of human gut microbiota to bariatric surgery–induced weight loss: links with metabolic and low-grade inflammation markers. Diabetes, 59(12), 3049-3057.
8Knuth, N. D., Johannsen, D. L., Tamboli, R. A., Marks‐Shulman, P. A., Huizenga, R., Chen, K. Y., … & Hall, K. D. (2014). Metabolic adaptation following massive weight loss is related to the degree of energy imbalance and changes in circulating leptin. Obesity, 22(12), 2563-2569.
9Richelsen, B., & Vrang, N. (2006). Why is weight loss so often followed by weight regain? Basal biological response as a possible explanation. Ugeskrift for laeger, 168(2), 159-163.
Hallo Denise, gratuliere zu deiner Seite!!! Sehr interessante Einträge sind hier zu finden.
Was das Thema Abnehmen angeht, denke ich, sollten wir uns eher auf einen ‚gesunden‘ Lebensstil besinnen als auf unser Gewicht zu fokussieren.
Mehr Bewegung, mehr Freude, mehr Wasser, weniger Zucker und verarbeitete Lebensmittel, Stressreduktion … ich denke, jeder weiss in etwas, was ihm gut oder schlecht tut. Das Gewicht reguliert sich dann von selbst.
Unsere Gesund sollte im Vordergrund stehen.
Liebe Grüsse
Marco, Zürich
Hallo Denise, hab heute Deine Seite gefunden und bin begeistert. Natürlich bin ich fast als erstes auf Diäten und Übergewicht gestossen. Ich war auch so eine „Kandidatin“ die jede Diät ausprobiert hat, obwohl ich meistens „nur“ ca. 10kg Übergewicht hatte…. und schwupps waren sie danach wieder drauf. Vor über 20 Jahren habe ich zum ersten Mal in Amerika die super dicken Menschen gesehen… heute sind sie auch in Europa… Ich hatte das große Glück, daß mich jemand vor knapp einem halben Jahr angesprochen und mir etwas vorgestellt hat, was nicht nur natürlich ist, sondern auch schon seit über 4000 Jahren… Weiterlesen »