Es ist April. Hand aufs Herz: gehörte gesunde Ernährung auch zu deinen Neujahrsvorsätzen? Bist du noch am Ball oder haben sich wichtigere Dinge in den Vordergrund geschlichen?Am Anfang jeden Jahres hat der überwiegende Teil der Bevölkerung den Ansporn sich gesünder zu ernähren. Die wenigsten setzen es jedoch langfristig in die Tat um. Warum ist das so? Jeder beschäftigt sich tagtäglich mit Essen. Warum ist es so schwierig seine Gewohnheiten zu verändern und sich gesünder zu ernähren? Fehlt der Wille?
Was ist gesunde Ernährung?
Fangen wir mal vorne an: was beinhaltet eine gesunde Ernährung? Da auch die Wissenschaftler sich hier nicht ganz einig sind, sollte man die Frage eventuell eher so formulieren: was bedeutet für DICH gesunde Ernährung?
Diese Frage muss jeder selbst beantworten. Was verträgt dein Körper? Was kannst und willst du ändern/umsetzen?
Eines möchte ich vorweg klarstellen:
Gesunde Ernährung bezieht sich auf die komplette Komposition an Nahrungsmitteln und nicht auf ein isoliertes Detail!
Wer einen Apfel am Tag isst, ernährt sich nicht automatisch gesund. Genauso wie das Naschen von Schokolade nicht automatisch bedeutet, dass man sich ungesund ernähren würde. Es geht um die Gesamtkomposition. Was wird über den Tag verteilt gegessen? Erst nachdem alles mit einberechnet wurde, kann ein Urteil gefällt werden.
Ich behaupte aber mal, dass die meisten Menschen ganz genau wissen was sie ändern müssten. Aber die Theorie in die Praxis umzusetzen – da ist die große Hürde.
Mythos: Gesunde Ernährung ist zu (zeit-) aufwändig
Viele scheitern an ihren Neujahrsvorsätzen, weil sie meinen es wäre zu zeitaufwändig sich gesund zu ernähren. Diese Aussage kann ich nur bedingt nachvollziehen.
Mal ehrlich: ob ich jetzt die Banane schäle und esse oder ob ich die Verpackung des Schokoriegels öffne und diesen dann esse – das macht wirklich keinen Unterschied. Auch einen Apfel kann man super unterwegs essen. Man muss nicht mal mehr die Verpackung öffnen – einfach abwaschen und reinbeißen. Darf ich vorstellen: der Apfel „to go“.
TIPP: eine super leckere und einfache Alternative zu Schokolade ist: Mandelmus mit Banane. Probier es aus!
Was die Zubereitungszeit beim Mittag- oder Abendessen angeht: Kartoffeln oder Reis zu kochen und dazu noch etwas Gemüse zuzubereiten dauert nicht länger als eine tiefgefrorene Pizza im Ofen warm zu machen. Im Gegenteil, manchmal ist man sogar schneller. Ich habe es persönlich ausprobiert!
Die Umstellung auf gesunde Ernährung mag zeitaufwendig sein – das stimmt. Aber das ist immer der Fall, wenn etwas Neues erlernt werden muss. Da ist Geduld gefragt.
Auch meldet sich hier gerne der innere Schweinehund. Diesen gilt es zu überlisten! Wie man Gewohnheiten ändern kann, erfahrt ihr HIER.
Tipps zum Zeitsparen:
Viel Zeit lässt sich zum Beispiel einsparen, wenn die Kartoffeln schon zerschnitten in den Kochtopf gegeben werden. Oder gleich eine große Portion für den nächsten Tag mit gekocht wird.
Benötigst du noch etwas Übung beim Gemüse schneiden? Kein Problem, das Tiefkühlgemüse ist schon klein geschnitten. Das gibt es auch ohne Zusatzstoffe und Soßen. Fällt die Wahl auf das pure Gemüse, welches anschließend nach Belieben mit Kräutern gewürzt wird, so hat man eine vollwertige gesunde Mahlzeit. Die Zubereitung dauert nicht lange. Langfristig gesehen sollte man natürlich schon lernen sein Gemüse selber zu schneiden, aber am Anfang kann man sich mit TK-Gemüse sehr gut helfen. Dies hilft auch im Hinblick auf den inneren Schweinehund.:)
Mit der Zeit wird man sicherlich feststellen, dass manche Gemüsesorten frisch schlicht und ergreifend besser schmecken. Karotten beispielsweise mag ich gar nicht tiefgekühlt. Erbsen oder grüne Bohnen dagegen schmecken mir persönlich sehr gut!
Das Würzen muss gelernt werden.
Hat man bisher nur mit Fertigsoßen gearbeitet, muss sicherlich das Würzen erst einmal gelernt werden. Da ist Experimentierfreudigkeit gefragt bis der eigene Geschmack gefunden ist, aber auch das kann gemeistert werden. Es gibt so tolle Kochbücher mit ganz wunderbaren Anleitungen. Am Anfang kann man sich nach diesen richten und später wird das Würzen wie von selbst gehen. Da wird man nicht mehr viel darüber nachdenken müssen und weiß genau welche Gewürze/Kräuter zu welchem Gemüse am besten schmecken.
Was besonders am Anfang für viele eine Umstellung bedeutet, ist die starke Würzung von Fertigprodukten – vor allem mit Salz und Zucker. Mit Salz und Zucker lassen sich nämlich viele unangenehmen Geschmackskomponenten überlagern oder verändern (warum wir überhaupt salzen, erfährst du HIER). Die einzelne Karotte oder der Blumenkohl sind kaum noch zu schmecken unter dem Berg Aromastoffe. Das mag am Anfang etwas dauern bis man seine Geschmacksknospen umgewöhnt hat, aber es wird dir gut tun!
Mythos: Gesunde Ernährung schmeckt nicht
Über Geschmack lässt sich streiten, das ist bekannt. Aber dieser lässt sich auch sehr leicht manipulieren.
In einer Studie sollten Teilnehmer Joghurt und Käse probieren und bewerten. Die Proben waren jeweils mit „weniger Fett“, „normalem Fettgehalt“ und „höherem Fettgehalt“ beschriftet.
Die Teilnehmer empfanden die mit „weniger Fett“ beworbenen als „fader“ im Vergleich zum Produkt, welches mit normalem Fettgehalt beschriftet war. In Wirklichkeit war der Fettgehalt jedoch immer gleich.
Bei der Nachfrage welches Produkt sie eher kaufen würden, wurde jedoch der mit „weniger Fett“ beworbene Joghurt genannt1.
Wir lassen uns selten nur vom Geschmack leiten. Wie das Essen angepriesen wird bzw. welchen „Ruf“ es hat, ist mindestens genauso wichtig.
Eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass allein die Beschriftung „enthält Soja Protein“ ausreicht, um den Geschmack negativ zu beeinflussen2. Auch auf die Frage ob und wie häufig die Teilnehmer dieses Produkt kaufen würden, hatte der Hinweis mit dem Soja einen negativen Einfluss2.
Geschmack wird nicht nur durch unsere Geschmacksknospen bewertet!
Unser Gehirn wird darauf trainiert, dass bestimmte Lebensmittel besser schmecken MÜSSEN.
Das mag an der Werbung liegen oder am Umfeld, wahrscheinlich sogar an der Kombination aus beidem.
Die Macht der Werbung darf nicht unterschätzt werden. Bei fast jeder Werbung für Nahrungsmittel wird versucht den Genuss in den Vordergrund zu stellen. Das Wohlbefinden, das gute Gefühl was uns das Lebensmittel geben soll steht hier im Vordergrund (siehe Food design). Bei Babynahrung interessanterweise wird eher die Qualität und Sicherheit der Nahrungsmittel beworben. Absurderweise enthalten gerade diese Produkte, die Kinder oder Babys als Zielgruppe haben, viel Zucker. Also immer ganz genau das Kleingedruckte lesen!
Da jedoch für unverarbeitete Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Karotten, Auberginen, Brokkoli, Salat und ähnliches keine Werbung gemacht wird, entsteht auch keine Verbindung zwischen Genuss und diesen Nahrungsmitteln. Somit wird häufig geschlussfolgert, dass diese nicht so gut schmecken wie ein Schokoriegel oder Chips oder ähnliches – wenn man es nicht von den Eltern anders beigebracht oder vorgelebt bekommt.
Wer keine Schokolade oder Eis mag, bekommt häufig die völlig entsetzte Frage zu hören: „WIE?! Du magst keine Schokolade?!“ Wer jedoch keine Süßkartoffel mag, bekommt höchstens mal ein Schulterzucker als Reaktion.
Wir werden manipuliert!
Diese Manipulation muss uns bewusst sein/werden. Gesunde Ernährung kann mindestens genauso lecker und genussvoll sein, wie die industriell hergestellten Nahrungsmittel aus der Werbung. Manche Menschen müssen es jedoch erst lernen. Andere kommen vielleicht ganz schnell auf den Geschmack sobald sie das Würzen gelernt haben.
Das Ziel ist also einen Weg zu finden, wie man sein Gehirn überlistet. Das Ziel ist gesunde Nahrungsmittel kaufen zu WOLLEN. Der Grund weshalb man etwas kauft, sollte nichts mit der aufgedruckten Kalorienzahl, den gesundheitsbezogenen Angaben (sogenannten Health Claims) oder ähnliches zu tun haben. Nahrungsmittel sollten schmecken, man sollte sie genießen können und anschließend ein angenehmes Sättigungsgefühl verspüren. Gleichzeitig sollte aber auch ein Energieschub zu spüren sein.
Lasse dich nicht von Aufdrucken wie „weniger Fett“ leiten. Das sind meistens nur leere Versprechen!
Informiere dich über die gesunden Fette (HIER) und greife dann auch ruhig mal zur Vollfett Variante. Fette sind wichtig für den Körper – aber wie so häufig ist Fett nicht gleich Fett.
Wer auf die Zutatenliste schaut, wird feststellen, dass in vielen fettreduzierten Artikeln mehr Zucker enthalten ist. Schließlich soll das Produkt ja schmecken. Auch die Aufdrucke: „30% weniger Fett“ sollten mit großer Skepsis betrachtet werden. Weniger Fett als was?! Weniger als die Vollfett-Variante?
Vor einiger Zeit war mir ein Produkt in die Hände gefallen, auf dem vorne ganz große mit 30% weniger Fett geworben wurde. Mit einem Sternchen versehen war dann im Kleingedruckten zu lesen, dass die Packung 30% weniger Fett enthalte, als die größere Packung. Im Klartext bedeutete das: in der kleineren Packung war prozentual genauso viel Fett, wie in der größeren Packung. Aber da sie ja kleiner war, hatte sie im Vergleich zur größeren Packung weniger Fett. Beim Betrachten der Nährwertangaben fiel dann auch auf, dass der Fettgehalt in beiden Packungen identisch war.
Also immer Gehirn einschalten und gut lesen, wenn man Lebensmittel kauft.
Fazit
Gesunde Ernährung und Genuss schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil!
Gesunde Ernährung kann genauso schmackhaft sein, allerdings ist es wie bei allen neuen Sachen im Leben: es braucht etwas Zeit! Wer seine Essgewohnheiten umstellen möchte, muss geduldig mit sich sein. Besser ist es sein Ziel in kleinen Schritten erreichen zu wollen. Langfristig gesehen hat man mehr davon.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du Schwierigkeiten dich zu motivieren dich gesund zu ernähren?
Quellen
1Westcombe, A., & Wardle, J. (1997). Influence of relative fat content information on responses to three foods. Appetite, 28(1), 49-62.
2Wansink, B., Park, S. B., Sonka, S., & Morganosky, M. (2000). How soy labeling influences preference and taste. The International Food and Agribusiness Management Review, 3(1), 85-94.
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