Es ist wieder Badezeit! Herrlich so am Baggersee oder im Freibad liegen zu können, oder?
Manche freuen sich wahnsinnig ins kalte Wasser springen zu können, aber leider hört man auch oft von Personen, die nicht gerne so zum Baggersee gehen. Nicht weil sie keine Abkühlung wollen, sondern eher weil sie Angst vor den Blicken der anderen haben. Sie meinen alle würden auf ihre Dehnungsstreifen oder Cellulite starren.
Sind Dehnungsstreifen denn wirklich so schlimm? Kann man sie vorbeugend behandeln oder vielleicht sogar wieder wegbekommen?
Der „Tiger“ in bzw. auf dir
Dehnungsstreifen, auch als Schwangerschaftsstreifen bekannt, sind anfänglich violett-rot und werden später silber-grau. Sehr viele Frauen haben sie, aber auch Männer können davon betroffen sein. Am häufigsten kommen sie an Brust, Bauch, Oberschenkel, Po und Hüfte vor. Man findet sie aber häufig auch an Oberarmen – gerade Bodybuilder laufen Gefahr dort Streifen zu bekommen, wenn sie zu schnell zu viel Muskelmasse zulegen.
Ich hatte letztens eine Unterhaltung mit einer frisch gebackenen Mama (drittes Kind), die mich sehr traurig stimmte. Sie erzählte mir sie gehe wegen ihrer „Schwangerschaftsstreifen“ nicht ins Freibad und würde deshalb immer ihren Mann mit den Kindern los schicken, während sie etwas anderes machte. Das fand ich soooo schade! Deshalb nehme ich das heute zum Thema.
Was sind Dehnungsstreifen?
Die im ersten Stadium rötlich und später weißlich schimmernden Risse in der Unterhaut entstehen durch eine Überdehnung des Bindegewebes. In der Fachsprache heißen sie Striae distensae,im Volksmund sind sie unter Dehnungsstreifen oder Schwangerschaftsstreifen bekannt.
Kurz nach der Entstehung sind die Streifen meist rosarot bis dunkelviolett, da tatsächlich Risse entstehen und somit die Äderchen aus der Hautschicht dadrunter hindurch scheinen. Nach einer gewissen Zeit „repariert“ der Körper diese Stellen, wobei es wie bei normaler Wundheilung zu Juckreiz kommen kann. Die Streifen werden heller und es entsteht Narbengewebe, weshalb sich dort auch keine Talg- und keine Schweißdrüsen befinden1.
Warum entstehen Dehnungsstreifen?
Dehnungsstreifen entstehen, wenn die Haut gezwungen wird sich „ruckartig“ zu dehnen, wie es zum Beispiel der Fall bei Schwangerschaften ist. Aber auch wer relativ schnell an Gewicht zu nimmt, wie manche Bodybuilder oder wer Cortison nehmen muss, kann diese Streifen bekommen. Ja, sogar Kinder/Teenager können beim Wachstum oder in der Pubertät davon betroffen sein.
Je mehr man während der Schwangerschaft zunimmt, desto größer ist die Chance auf Schwangerschaftsstreifen. Eigentlich logisch, da die Haut mehr gedehnt wird. Das lässt sich nun mal nicht verhindern2.
Aber liebe Frauen, das passiert nicht nur in der Schwangerschaft. Es kann JEDE einzelne Frau treffen – egal ob sie schwanger ist/war oder nicht. Daher ist der Name leider etwas irreführend. Wer sich mal umschaut wird feststellen: es gibt auch Männer die damit herum herumlaufen.
Wenn die Streifen einmal da sind, scheinen Laserbehandlungen, Vitamin C, Hydroxysäuren oder Tretinoin nur minimal eine Verbesserung zu bewirken3.
Kann man der Entstehung vorbeugen?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die Wissenschaft hat bisher noch keine wirksame Methode gefunden, aber es scheint auch schwer einzugrenzen bzw. vorherzusagen wer diese Streifen bekommt und wer nicht. Medizinisch gesehen sind Dehnungsstreifen harmlos, sie sind nur kosmetischer Natur. Psychisch leiden manche allerdings sehr darunter.
Manche meinen regelmäßiges eincremen mit Cacaobutter, Sheabutter, Kokosöl oder anderen reichhaltigen Ölen würde helfen, andere schwören auf die „Zupfmassage-Technik“, die das Bindegewebe stärken soll, und wieder andere sagen es wäre erblich bedingt. Vermutlich ist es wie so häufig eine Mischung aus allem.
Es sind Risse im Bindegewebe, von daher wird sicherlich alles was das Bindegewebe stärkt in einem gewissen Umfang helfen. Auch die Ernährung spielt da eine Rolle. Kieselsäure (Silizium) wird in diesem Zusammenhang gerne genannt. Sie ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten wie zum Beispiel in Vollkornprodukten, Hirse, Hafer und Gerste. In etwas geringeren Mengen ist sie auch in Obst und Gemüse anzutreffen. Aus der Heilpflanzenwelt sind besonders Zinnkraut (Ackerschachtelhalm) und Brennessel zu empfehlen.
Aber es gibt wie so häufig keine Garantie. Daher sollte man nicht enttäuscht sein, wenn man doch an dem ein oder anderen Körperteil diese Dehnungsstreifen bekommt. Es ist nicht deine Schuld – lasse dir das NIE einreden. Egal aus welchem Grund man diese „Narben“ hat, der Körper wird schon seine Gründe gehabt haben.
Das Bindegewebe zu stärken hat jedoch noch keinem geschadet. Daher könnte eigentlich jede Frau und jeder Mann gleich morgen mit den Empfehlungen für ein gesundes Bindegewebe beginnen. Nur würde ich dafür nicht unbedingt auf teure Cremes zurückgreifen, die auf ihren kleinen Tiegeln gerne viel versprechen. Bedenke immer: es kommt auf DEINEN Stoffwechsel an. Es gibt keine Garantie für die Wirkung der Produkte.
Eine ausgewogene Ernährung nährt die Haut und somit auch das Bindegewebe. Wer sich gerne eincremt, kann dies natürlich auch gerne weiterhin gezielt an den entsprechenden Körperteilen tun. Vielleicht gefällt einem ja die Zupftechnik?
Aber bedenke immer: alles was du auf deine Haut schmierst, wird auch früher oder später in deinem Körper landen. Daher nehme ruhig Körperpflegeprodukte, die du auch essen würdest. Die kennt dein Körper und die kann er dann auch verarbeiten, wenn sie dann mal im Körperkreislauf sind. Dein Lieblingsöl, ob es nun Kokosöl, Olivenöl, Arganöl, Mandelöl, Sheabutter oder auch Kakaobutter ist – alle eignen sich wunderbar auch für die Hautpflege. Da kann man auch gerne mal verschiedene Öle mischen oder sie abwechselnd verwenden.
Fazit
Liebe Frauen: Schwangerschaften sind etwas so wundervolles und wenn davon so ein paar Streifen übrig bleiben, ist das doch kein Grund sich dafür zu schämen! Da steckt eine wundervolle Geschichte dahinter! Außerdem seid ihr nicht alleine! Der Name suggeriert zwar, dass es nur Schwangere betrifft, aber wir haben ja gelernt, dass es eindeutig JEDEN treffen kann!
Sogar Männer können sie bekommen. Ausgerechnet Bodybuilder, die sehr auf ihr Äußeres bedacht sind, aber vielleicht etwas zu schnell an Muskelmasse zugelegt haben, können betroffen sein. Aber auch dort steckt immer eine Geschichte dahinter.
Also liebe Menschen: wir wissen doch, dass wir in Zeitschriften und Medien häufig nicht die Wahrheit präsentiert bekommt. In Zeiten von Filter, Photoshop und co. kann so viel vertuscht werden. KEIN MENSCH ist perfekt! Und deshalb sollten wir uns nicht einschüchtern lassen, wenn wir Narben am Körper haben. Das sind Erinnerungen, die wir mit uns tragen. Manche tragen wir auf der Haut, der ein oder andere hat aber auch Narben im Herzen (Traumata, schlimme Erlebnisse, etc.), die nur in bestimmten Situationen zum Vorschein kommen.
Das ist in Ordnung, das dürfen wir zulassen.
Die gute Nachricht: diese Dehnungsstreifen sind nicht gefährlich, sie sind keine Krankheit. Sie sind tatsächlich „nur“ Narben.
Wir müssen also nur noch lernen sie mit Stolz zu tragen.
Wie stehst du dazu? Bist du schon mutig genug deine Narben mit Stolz zu tragen? Oder lässt du dich noch zu sehr von den anderen beeinflussen? Oder befindest du dich eventuell noch in einem Zwischenstadium – das ist ja auch immer ein Entwicklungsprozess, den man durchlaufen muss.
Quellen
1Elsaie, M. L., Baumann, L. S., & Elsaaiee, L. T. (2009). Striae distensae (stretch marks) and different modalities of therapy: an update. Dermatologic Surgery, 35(4), 563-573.
2Thomas, R. G. R., & Liston, W. A. (2004). Clinical associations of striae gravidarum. Journal of Obstetrics and Gynaecology, 24(3), 270-271.
3Osman, H., Usta, I. M., Rubeiz, N., Abu‐Rustum, R., Charara, I., & Nassar, A. H. (2008). Cocoa butter lotion for prevention of striae gravidarum: a double‐blind, randomised and placebo‐controlled trial. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology, 115(9), 1138-1142.
Sehr informativer Post, ich habe selbst keine Dehnungsstreifen, jedoch laufe ich irgendwie immer mit einem riesigen Blähbauch durch die Gegend, was mir im Freibad dann ziemlich unangenehm ist!! Du hast mich auf jeden Fall als neue Leserin dazu gewonnen :)
Alles Liebe, Lea von http://leachristin.com
Liebe Lea,
ja, auch das kann einen manchmal einschüchtern, aber warum? Keiner ist perfekt – und wer weiß, vielleicht sehen die anderen das gar nicht als Blähbauch, sondern als sehr schönen Bauch. :) Warum sind wir so streng mit uns selber, aber bei Freunden drücken wir immer eine Auge zu?
Geh‘ ist Freibad, habe deinen Spaß und lasse dich nicht von den anderen beeindrucken.
Schön, dass du hier her gefunden hast! :)
Ganz liebe Grüße,
Denise