Wie und wo man den Partner fürs Leben findet – dafür gibt es leider kein Patentrezept. Ist es Zufall, ist es Schicksal – ich weiß es nicht. Spannend finde ich aber, wie der ganze Körper mitentscheidet wer der Partner wird.
Natürlich muss der erste Eindruck passen und eine gewisse Anziehungskraft muss ebenso vorhanden sein, sonst würden zwei Fremde nicht aufeinanderzugehen. Aber was danach passiert, das liegt nicht in unserer Hand.
Warum sagen wir bei Person X ja, die ist es und bei Person Y, nein, die ist es nicht?
Die Nase spielt eine große Rolle bei der Partnerwahl
Person X kann kochen, hat den perfekten Körperbau, ist einfühlsam und hat denselben Humor wie du. Klingt nach dem Traumpartner, oder? Dennoch sagt dein Bauchgefühl nach einiger Zeit: neee, das passt noch nicht – such lieber nochmal weiter.
Was ist dieses Bauchgefühl? Eigentlich passte doch alles, oder nicht?
Rational betrachtet mag vielleicht alles stimmen, aber wir nehmen unsere Umwelt ja nicht nur über die Augen und Ohren wahr – auch die Nase hat ein Wörtchen mitzureden.
Forscher haben herausgefunden, dass Menschen ihren Partner eher instinktiv, nämlich aufgrund ihres Körpergeruchs auswählen. Es ist so, dass unser Geruchssinn uns zu Menschen führt, deren Immunsystem sich von unserem größtmöglich unterscheidet1.
Instinktiv reagieren wir auf den Körpergeruch des anderen.
In der Studie bekamen Frauen von Männern getragene T-Shirts vorgelegt. Die Frauen sollten bewerten welche der T-Shirts für sie am angenehmsten rochen. Ziemlich zielsicher wurden die T-Shirts der Männer herausgesucht, deren Immunsystem von ihrem eigenen am meisten abwich.
Hier stimmt scheinbar der Spruch: „Gegensätze ziehen sich an“.
Gegensätze ziehen sich an.
Die Forscher führten dies auf die MHC-Moleküle (Teil des Immunsystems) zurück. MHC-Moleküle sitzen auf jeder unserer Zellen und helfen dem Körper zwischen fremd und eigen zu unterscheiden. Sie helfen auch gefährliche Mikroorganismen zu erkennen und das Immunsystem dahingehend zu aktivieren.
Die Informationen für das Bauprinzip der MHC-Moleküle ist auf den Genen gespeichert. Jeder Mensch hat einen persönlichen und einzigartigen Bauplan dieser Eiweißstücke, ähnlich wie ein Fingerabdruck.
Wer mit unseren Genen kompatibel ist, wird uns über den Geruchssinn signalisiert.
Warum ziehen sich Gegensätze an??!
Hintergrund dieses Sachverhalts liegt mal wieder in der Evolution begründet. Wer sich an neue (Umwelt-) Bedingungen am besten und schnellsten anpassen kann, hat höhere Überlebenschancen. Dies gilt auch für das Immunsystem. Paaren sich zwei Menschen mit sehr unterschiedlichen Immunsystemen, werden die Nachkommen sich gegen eine größere Bandbreite an Erregern wehren können. Deren Nachkommen haben somit einen deutlichen Vorteil.
Stell dir vor du möchtest mit deinem Partner umziehen. Du bist gut im Organisieren und Packen und er ist gut im Kisten schleppen und aufbauen der Möbel. Dann ergänzt ihr euch ganz wunderbar und der Umzug geht schnell über die Bühne. Wäre dein Partner nicht gut im Kisten schleppen, sondern eher gut im Organisieren und keiner von euch könnte die Kisten schleppen, müsstet ihr euch Hilfe von außerhalb holen. So ähnlich ist das auch beim Immunsystem. Eine größtmögliche Vielfalt ist immer von Vorteil. Übrigens auch ein Grund, warum sich enge Verwandte nicht paaren sollten.
Partner müssen sich gut ergänzen – nicht genau gleich sein. Das beweist der „Schnüffel-Test“.
Partner finden anhand von DNA-Tests
Immer mehr Paare finden über das Internet zueinander. Problem dabei ist jedoch, dass man sich nicht „beschnüffeln“ kann. Innerlich musste ich ehrlich gesagt sehr schmunzeln als ich bei meinen Recherchen über den Begriff „Gen-Dating“ gestolpert bin.
Die Idee, dass wir uns letztendlich aufgrund unserer Gen-Kompatibilität für oder gegen einen Partner entscheiden, hat die Online-Dating Industrie aufgegriffen. Es gibt Anbieter, die dir anhand deiner DNA schon vor dem ersten Treffen sagen können, ob dein „Date“ zu dir passen wird oder ob es nur Zeitverschwendung ist. Soweit zur Theorie.
Trifft man schließlich seinen theoretisch perfekten Partner, bleibt jedoch immer noch die Frage, ob es tatsächlich auch funkt.
Hat die Pille einen Einfluss auf die Partnerwahl?
Dass der weibliche Monatszyklus Einfluss auf die Partnerwahl hat, ist in der Wissenschaft allgemein bekannt2. Beide Geschlechter reagieren unbewusst auf den Zyklus. So sind Frauen für Männer besonders während ihres Eisprungs attraktiv. Während ihrer fruchtbaren Tage haben Frauen einen anderen Körpergeruch und eine andere Stimmlage, was Männer durchaus wahrnehmen – wenn auch unbewusst.
Frauen dagegen legen besonders während ihres Eisprungs wert darauf, dass Männer maskulin und genetisch unterschiedlich sind2.
Die Attrativität beider Geschlechter ändert sich somit je nachdem in welchem Bereich des Zykluses die Frau sich befindet.
Wie sieht es aus, wenn Frauen die Pille als Verhütungsmittel nehmen?
Die Pille beruht auf dem Wirkmechanismus, dass sie dem Körper vorgaukelt schwanger zu sein. Das normale „auf und ab“ der verschiedenen Hormone findet nur in reduziertem Maße statt, was dazu führt, dass diese Frauen andere Merkmale bei Männern anziehend finden.
Frauen, die die Pille nehmen, bevorzugen Männer mit ähnlichem Immunsystem (MHC-Molekülen) und nicht, wie oben beschrieben, Männer mit unterschiedlichem Immunsystem. Dadurch beeinträchtigt die Pille die Partnerwahl und damit auch die Überlebenschancen der Nachkommen.
Dies könnte noch weitere Folgen mit sich bringen, die jedoch noch wissenschaftlich untersucht werden müssen. So könnte die Einnahme oder das Absetzen der Pille durchaus langjährige Beziehungen beeinflussen oder sogar zerstören. Weiterhin könnte man sich fragen, ob die Ähnlichkeit der Immunsysteme eventuell auch zu mehr Fehlgeburten oder Abtreibungen führen könnte?! Spielt die Pille eventuell auch eine Rolle bei der hohen Scheidungsrate?
Wie gesagt, das sind alle noch Fragen, die ohne Antworten im Raum stehen.
Fazit
Der Körper ist und bleibt ein Wunderwerk! Wie genau der Vorgang des Verliebens funktioniert, ist ein Geheimnis und wird es für die Wissenschaft sicherlich auch noch lange bleiben. Aber solche kleinen Puzzleteile zu erfahren, finde ich dennoch immer wieder spannend, findet ihr nicht auch?!
Natürlich verlieben wir uns auf verschiedenen Ebenen und hier ist nur eine von vielen beschrieben. Wie diese Ebene mit all den anderen zusammen agiert, weiß keiner. Das nennt man wohl das Wunder der Natur! :)
Eine Frage habe ich mir während des Schreibens diese Beitrags dennoch gestellt: bei den ganzen Seifen, Cremes, Duschgels, Waschmitteln und anderen Produkten mit Duftstoffen, die wir täglich nutzen: kann unsere Nase unter diesen Umständen noch ihre Arbeit tun?
Quellen
1Wedekind, C., Seebeck, T., Bettens, F., & Paepke, A. J. (1995). MHC-dependent mate preferences in humans. Proceedings of the Royal Society of London B: Biological Sciences, 260(1359), 245-249.
2Alvergne, A., & Lummaa, V. (2010). Does the contraceptive pill alter mate choice in humans?. Trends in Ecology & Evolution, 25(3), 171-179.
Planet Wissen Sendung vom 07.07.2017
Super interessanter Beitrag! :) Ich habe die Pille vor drei Jahren abgesetzt, weil ich es irgendwie komisch finde, mich jeden Tag mit Hormonen zu zu pumpen. Und auch dieser Beitrag hier beweist mal wieder, dass wir uns viel zu wenig Gedanken darüber machen, in welchen Bereichen das eigentlich alles Folgen nach sich ziehen kann, die wir gar nicht kennen. :) Ich wähle meine Partner übrigens ganz unwissenschaftlich auch nach den Sternen aus. Ich finde diesem Gebiet sollte viel mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden! DIe Horoskope in Klatschzeitschriften werfen natürlich ein schlechtes Bild auf die Astrologie. Aber wenn man sich genaue Jahres-… Weiterlesen »
Liebe Linda,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Freut mich sehr, dass du deinen perfekten Partner gefunden hast – ist ja egal ob mit oder ohne Wissenschaft! Hauptsache man fühlt sich wohl :)
Viele Grüße,
Denise