Feigen sind eine süße Köstlichkeit! Sowohl frisch als auch getrocknet sind sie ein absoluter Genuss!!! Da sie an Bäumen wachsen und als Obst bezeichnet werden, kam es mir noch nie in den Sinn mir die Frage zu stellen, ob sie denn auch vegan wären. Doch meine Recherchen belehrten mich eines Besseren. Feigen sind wohl eine Grauzone – auch unter den Veganern gibt es große Diskussionen. Aber alles der Reihe nach!
Die Echte Feige
Die Feige (Ficus carica) gehört zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) und wächst am liebsten in dem warmen Klima der Mittelmeerstaaten. Besonders in der Türkei gibt es große Anbaugebiete1. Die Farbe der Früchte kann von gelb, grün bis violett oder fast schwarz variieren2.
Feigen haben besondere Blüten
Feigen haben keine nach außen sichtbaren Blüten, wie zum Beispiel der Apfelbaum. Das was wir als „Feige“ bezeichnen ist aus einem Blütenstand mit zahlreichen Einzelblüten hervorgegangen. Diese Einzelblüten sind alle nach innen gestülpt, weshalb man von außen nur die Blütenstände sehen kann.
Öffnet man eine frische Feige, sind zahlreiche winzige Nüsschen umgeben von einem schmackhaften Fruchtfleisch anzutreffen. Jeder Kern ist eine eigenständige Steinfrucht, die sich aus einer der kleinen Blüten gebildet hat.
Feigen sind ein Genuss
Da Feigen kaum nachreifen, müssen sie frisch gepflückt werden. Daher lassen sich frische Feigen nicht gut lagern und sollten nach dem Kauf relativ zügig verzehrt werden. Auch sind sie sehr druckempfindlich weshalb man besonders behutsam mit ihnen umgehen sollte.
Ähnlich wie ein Apfel können sie gerne mit Schale gegessen werden.
Getrocknete Feigen dagegen lassen sich gut lagern (6 bis 8 Monate) und sind ideal für unterwegs. Wie bei allen Trockenfrüchten sollten sie unbehandelt und somit auch ungeschwefelt sein!
Feigen und ihre Inhaltsstoffe
Die Feige, egal ob getrocknet oder frisch, leistet einen tollen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung.
Ballaststoffe
Mit ihren Ballaststoffen unterstützen Feigen die Darmgesundheit und können auch bei Verstopfungen Abhilfe schaffen.
Mineralstoffe
Sie sind reich an Mineralstoffen, unter anderem Magnesium, Kalzium und Kalium. Studien zeigen immer wieder, dass wir zu wenig Obst und Gemüse essen und der Salzkonsum zu hoch ist. Es geht nicht nur um das Salz was wir zu Hause zum Würzen verwenden. Häufig wird unterschätzt wie viel Salz sich in Fertiggerichten, fertiger Gemüsebrühe, Wurst, Käse, etc. versteckt. Daher sind Lebensmittel wie Feigen immer eine gute Möglichkeit den Mineralstoffhaushalt auszugleichen. Eine gute Mineralstoffversorgung hilft einen gesunden Blutdruck zu haben, unterstützt die Nieren und kann vor Herzkreislauferkrankungen schützen1.
Antioxidantien
Nicht nur die vielen Mineralstoffe sondern auch aufgrund ihrer vielen Polyphenole können Feigen vor Krebs und Herzkreislauferkrankungen schützen. Ihre hohe antioxidative Wirkung kann auch bei Neurodegenerativen Erkrankungen Linderung verschaffen1;2.
Die Fortpflanzung der Feigen – nicht ganz einfach
Nachdem wir nun wissen wie wertvoll die Feige als „Frucht“ ist, wollen wir uns der Frage widmen, was Feigen mit Wespen zu tun haben. Es geht hierbei um eine ganz bestimmte Wespe: die Gallwespe. Ihr Leben beginnt und endet in der Feige. Sie ist absolut abhängig von ihr.
Die Feige auf der anderen Seite ist aber mindestens genauso abhängig von der Gallwespe (genauer: Feigengallwespe), da sie ohne die Wespe nicht bestäubt werden könnte. Das ist ein perfektes Beispiel für eine mutualistische Symbiose. Beide Partner ziehen Nutzen aus dieser Beziehung.
Feige und Wespe = mutualistische Symbiose
Die Wespe reift in der Feige heran, allerdings nur in den Gallenblüten (männlichen Blüten). Diese sind für den Menschen ungenießbar!
Die Feige, die wir essen, entsteht nur, wenn die Blüte befruchtet wurde
Aufgrund der besonderen Form der Feigenblüten, welche nach innen gestülpt sind, funktioniert die übliche Bestäubung über Wind oder „normale“ Bienen/Wespen NICHT. Das Insekt muss in diesem Fall IN die Blüte hineinkrabbeln. Das kann nicht jede beliebige Wespe – ABER die Gallwespe kann das!
Nur weibliche bestäubte Blütenstände werden zu der beliebten Frucht

Die ungenießbare Feige enthält weibliche UND männliche Blüten, während die Essbare Feige NUR weibliche Blüten hat. Somit dient nur die ungenießbare Feigenart als Brutplatz für die Gallwespe. Die Essbare Feige braucht die Gallwespe jedoch um befruchtet zu werden, daher sollten diese beiden Feigenarten in räumlicher Nähre sein.
Die Wespe reift also in den männlichen Blütenständen der Feige heran. Nur die weiblichen Wespen können fliegen und schwirren herum auf der Suche nach einem Platz ihre Eier abzulegen. Da die Wespe aber nicht weiß, welche Blüte männlich und welche weiblich ist, krabbelt sie einfach in die nächstgelegene Blüte hinein.
- Ist es eine männliche Blüte, kann sie dort ihre Eier ablegen und sich fortpflanzen.
- Trifft sie auf eine weibliche Blüte, kann sie ihre Eier nicht ablegen aufgrund der „architektonischen“ Begebenheiten und verendet dort. Aber zum Glück hatte sie noch Pollen im Gepäck, weshalb diese Blüte befruchtet wurde und sich zu einer leckeren Feige entwickeln kann.
Aber keine Sorge!! Es gibt ein Enzym, was die Wespe „verdaut“. Die kleinen harten Körnchen in der Feige sind also NICHT Überbleibsel einer Wespe, sondern tatsächlich die kleinen Samen der Frucht.
Noch ein Punkt:
Die Essfeige, die wir im Supermarkt finden, hat nur weibliche Blüten. Daher ist es nötig eine weitere Feigenart in der Nähe wachsen zu lassen, die männliche UND weibliche Blüten trägt.
Sind Feigen nun vegan?
Ich denke diese Frage muss jeder für sich beantworten.
Ja, die Wespe stirbt in der Feige – das ist von der Natur so vorgegeben. Aber es wird kein Tier gequält. Ohne die Zusammenarbeit der Feige und der Wespe gäbe es weder die Feige noch die Feigenwespe. Wie heißt es so schön im Disney Film König der Löwen: es ist der ewige Kreis des Lebens.
Inzwischen gibt es Züchtungen bzw. Variationen von Feigen, die keine Bestäubung brauchen. Diese nennt man parthenokarpe Feigen, bei denen sich die Früchte spontan entwickeln. Allerdings enthalten diese Früchte keine Samen. Diese Pflanzen kann man also nur künstlich (mit Hilfe von menschlicher Hand) vermehren. Wie verbreitet diese im Handel jedoch sind, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Fazit
Feigen sind ein tolles Nahrungsmittel, was man auch relativ unverarbeitet erwerben kann. Mit ihren Inhaltsstoffen können sie zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung beitragen.
Ob man sie allerdings als Veganer (oder vielleicht auch als Vegetarier) verzehren möchte, liegt im Ermessensspielraum jedes Einzelnen.
Ich persönlich genieße jede Feige und verbeuge mich vor diesem maßgeschneiderten Fortpflanzungssystem, was unsere Natur hervorgebracht hat!
Quellen
1Ercisli, S., Tosun, M., Karlidag, H., Dzubur, A., Hadziabulic, S., & Aliman, Y. (2012). Color and antioxidant characteristics of some fresh fig (Ficus carica L.) genotypes from northeastern Turkey. Plant foods for human nutrition, 67(3), 271-276
2Slatnar, A., Klancar, U., Stampar, F., & Veberic, R. (2011). Effect of drying of figs (Ficus carica L.) on the contents of sugars, organic acids, and phenolic compounds. Journal of agricultural and food chemistry, 59(21), 11696-11702.